Animus – Beastmode 3 // Review

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(Bozz Music / Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Schon im ersten Video zu »Borderland« zeigt Animus, wo die Reise auf »Beastmode 3« hingeht – und hängt lässig aus dem fahrenden AMG, während er sich selbstherrlich den gepflegten Vollbart kämmt. Auf den ersten dreizehn Songs gibt der Heidelberger überwiegend Vollgas, brettert mit aggressiver Stimme und flext präzise Schreibmaschinenpatterns über bedrohliche Trap-Beats, ohne je nach Atem zu ringen. Zu Signature-Songs wie der Pumper-Hymne »Eisen & Fleisch« lassen sich weiterhin prima Gewichte stemmen und Schweißperlen verdrücken. Mit Zeilen wie »Wir sind verschieden, wo du herkommst schlafen Kinder vor Boutiquen nur wegen Yeezys/Wo ich herkomm schlafen Kriegskinder vor Ruinen nur wegen ISIS« grenzt er sich jedoch angenehm vom Konsumhype der Rapszene ab und solidarisiert sich über den Tellerrand seiner Hood hinaus. In seinen viralen Radio-Cyphern begeisterte er mit solchen Aussagen auf Neunziger-Beats. Meist sind die Sechzehntelnoten, bei durchgängigen 120 BPM, mit emotionsgeladenen Floskeln und auserzählten Straßenszenarien aus Vogelperspektive gefüttert. Der Content lässt wenig Raum für Zweifel und offenbart eine hohe Diskrepanz von inhaltlich und lyrisch starken Lines zu bedeutungslosem Battlerap. Die Hochglanzproduktionen von Gorex harren überwiegend im düster gewählten Soundbild aus und lassen Raum für Animus’ starke Stimme. Dazu setzen live eingespielte Gitarren- und Pianomelodien markante Akzente. Im letzten Drittel öffnet sich das Album. Hieraus stammen auch drei der fünf bisher veröffentlichten Videosingles: die Album-Highlights, inklusive der erfrischend persönlichen, Brüche zulassenden und radiotauglichen Raop-Nummer »Der stärkste Mensch der Welt« mit obligatorischem MoTrip-Feature. Auch wenn manchmal das Reimkorsett etwas eng sitzt und wortreiche Bilder in stolzen Posen erstarren, ist »Beastmode 3« das bisher ambitionierteste Album von Animus. Es überzeugt mit Skills, zeitloser Thematik und ausgereifter Inszenierung.

Text: Fabian Stoll

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