Gzuz, Bonez MC und Kontra K: »Der Teufel erkennt seine Brüder« // Interview

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Eurer Linie bleibt ihr trotz ­wachsendem Erfolg auch in puncto Interviewpolitik treu?
Bonez: Wir reden gerne mit Printmedien, werden aber weiterhin keine Videointerviews geben – von Backspin abgesehen. Niko ist schon seit Tag eins dabei. Ich lese gerne Bücher und auch Interviews. Da kann man selbst mehr hineininterpretieren. Bei Videointerviews wird man mit Fragen durchlöchert und ist offen wie ein Buch. Das hat für mich keinen Sinn.

187-Videomaterial wird also auch in ­Zukunft nur von dir gedreht, Bonez?
Bonez: Was unsere eigenen Videos angeht, gebe ich das gerade nach und nach ab, damit es sich nicht zu sehr im Kreis dreht. Aber ansonsten fahren wir so weiter wie bisher. Das war auch bis jetzt unser Erfolgsrezept. Wir haben nie gedacht, dass wir im nächsten Jahr auf die Eins gehen müssen und fünf Tattoos im Gesicht brauchen, um noch erfolgreicher zu werden. Wir haben alles genommen, wie es kam, und waren damit immer zufrieden und dankbar. Wir haben uns ja 2007 schon gefühlt wie Stars. Das wurden dann immer mehr Leute, die einen vollquatschen und auf einmal sind auch kleine Hipster-Fans dabei. Aber die kaufen am Ende ja auch meine CDs. Und ich sah kacke aus, als ich jung war. Solange ich rappen kann, dass der Undercut scheiße aussieht, und die das kaufen: Worüber soll ich mich beschweren? (lacht)

Was euren Erfolg angeht, schien Kontra der 187 Strassenbande bis zum letzten Jahr ein bisschen voraus – zumindest von außen betrachtet.
Kontra: Was?! Alter, ich hatte 20.000 Facebook-Likes und die hatten 150.000! Und als die eine Millionen Klicks auf Videos hatten, war ich längst nicht an dem Punkt. Ich würde nicht sagen, dass ich meine Karriere aus dem Windschatten heraus aufgebaut habe. Aber weil die Jungs mich gepusht haben, konnte ich eine krasse Fanbase im Norden aufbauen. Das vergesse ich nicht.
Bonez: Ich habe Kontras Karriere ja mitverfolgt, auch wenn ich irgendwann aufgehört habe, mir seine Interviews anzugucken, weil er sich oft wiederholt hat. (lacht) Er hat eben Business-technisch einen offensiveren und schnelleren Weg genommen. Aber das sehe ich auch nicht als Competition. Ich war dabei, als Kontra seine Radiotour durch Deutschland gemacht hat, weil es mich interessiert hat. Und da habe ich gemerkt, dass ich mich auf keinen Fall vor ne weiße Wand stellen will, um mir komische Fragen an den Kopf werfen zu lassen. »Wann hast du das letzte Mal gepupst? Ups, jetzt wird der rot. Hihihi!« Ich wollte dich jetzt nicht vorführen, aber da waren schon komische Dinger dabei.
Kontra: Alter, du stehst da vor der Kamera, weißt gar nicht, dass das Ding an ist, und fragst dich, ob die dir was aufs Gesicht machen oder warum die die ganze Zeit lachen, während ich in die Kamera gucke. Irgendwann kam dann ein »Hehe, das war’s jetzt.«
Bonez: Man kann Erfolg auch nicht in Facebook-Zahlen messen. Vor kurzem wusste ich nicht, was ich posten soll, da habe ich den süßesten Pitbull-Welpen gegoogelt und was dazugeschrieben, das man nur liken kann, weil man sich sonst scheiße fühlt: »Kein Hund ist von Natur aus Kampfhund.« Darauf springt Deutschland an: »Ja, ja! Richtige Einstellung!« Der Post hatte 56.000 Likes. Wenn du im Vergleich ein neues Video hochlädst, für das du nach Jamaika geflogen und fast gestorben bist, kriegst du höchstens zweieinhalbtausend Likes. Wir sind ja sehr Fan-nah, und ich habe viel Spaß daran, Leute nah bei uns zu haben. Bei uns ist jeder Tag ein Fotoshooting. Unser ganzes ­Leben ist ne Show. Und später ist es schade um jedes Foto, das nicht gemacht wurde.

Kontra sagte mal über die 187er: ­»Freundschaft bedeutet, jemanden zu mögen, obwohl man ihn kennt.«
Kontra: Ja, und das war auf mich ­bezogen. Ich habe viele Macken, so wie jeder. Doch wenn du mit den Macken klarkommst, kommst du mit dem Typen selbst umso besser klar.
Gzuz: Die Leute, deren Macken man auf den ersten Blick sieht, sind meist diejenigen, die gar nicht so große Macken haben. (lacht) Nicht so wie Leute, die das verstecken und abends ausleben, wenn sie irgendwelche komischen Sachen machen.

Wie hält man solch eine Freundschaft über die Distanz aufrecht?
Bonez: Regelmäßig telefonieren, über andere Menschen lästern, so viel zusammen unternehmen, wie es geht. Man braucht Selbstironie und muss füreinander da sein. Ich bin da auch konsequent: Wenn ich mit Leuten befreundet bin, dann richtig. Daher: Auf viele weitere Jahre!

 
Das bedeutet auch einen zweiten Teil von »Auf Teufel komm raus«?
Bonez: Auf jeden Fall! Das einzige, was uns im Weg steht, ist die Zeit.
Kontra: Jeder Schritt ist Lehrgeld. Wir sind blind mit unseren Ellenbogen in die Musik­branche – mit allen Ecken und Kanten. Und wir wissen beide, dass außer uns keiner mehr da ist, wenn für uns das Licht ausgeht. Die Arbeit mit meinem Management läuft gut. Aber wenn es morgen anders wäre und ich fallen gelassen würde, wäre das für mich in Ordnung. Ich schulde denen nichts und bin nur den Leuten zu Loyalität verpflichtet, von denen ich weiß, dass sie für mich bluten. Bei den Jungs in Hamburg habe ich immer einen Hafen gehabt. Und egal, welchen Move ich musikalisch gemacht habe, das stelle ich nie über die Freundschaft. ◘

Text: Wenzel Burmeier & Jakob Paur
Fotos: Tim Bruening

Dieses Feature erschien in JUICE #174 – hier versandkostenfrei nachbestellen.
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