Nur ein Jahr nach dem weitgehend alleinstellenden “Step In The Arena” setzten Guru und Premo mit “Daily Operation” dann einfach noch mal einen drauf. Die beiden mit der perfekten Chemie vertieften ihre musikalische Identität und ergänzten das Rezept um jenes Element, was “No More Mr. Nice Guy” und “Step In The Arena” vielleicht noch ein wenig abging: das Düstere, die Grittyness – diese Brooklyn-Sache eben. Allein, wie das knochentrockene und komplex synkopierte Percussion-Fest “Place Where We Dwell” mit dem knackendem Premo-Fader das Intro abbricht, muss erst mal verdaut werden. Die Kombination aus Gurus unaufgeregtem, aber stets leicht paranoiden Grundton und Premiers runterreduzierten Loop-Spektakeln entwickelte auf zeitlosen Klassikern wie “Soliloquy Of Chaos”, “Conspiracy” oder dem übergroßen “Take it Personal” eine bislang nicht bekannte Bildhaftigkeit. Das war dann also Rap aus New York. Guru, der alte Ex-Girl-To-Next-Girler kam dazu mit satt Swagger um die Ecke, bevor es den als Begrifflichkeit überhaupt gab.
Irgendwann betraten dann noch auf “I’m The Man” zwei illustre Rap-Charaktere das Zwielicht, die in den Jahren darauf trotz eigentlich unüberhörbarer Defizite im Talentbereich nur aufgrund ihres einzigartigen Styles eine gewisse Rolle spielen sollten: Gestatten, die Herren Dap und Damaja. Interludes wie “92”, “24-7-365” und die schön hypnotische Weed-Hymne “Take Two And Pass” machten den Kreis dann rund. Inhaltlich war Guru – hier und dort nicht ganz unwidersprüchlich – noch auf der Suche nach seinem Thema und auch Premier befand sich mit teilweise naiv verspielten Instrumentalwechseln im Chorus noch in der Findungsphase hin zu seinem späteren Trademark-Sound. Aber “Daily Operation” ist auf eine besondere Art homogen, so atmosphärisch und echt, dass es von 1992 ganz locker bis in die Ewigkeit reicht.
Chrysalis, 1992
Sebastian Möllmann