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Gang Starr – Step In The Arena

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Das hier ist das beste Gang Starr-Album, das DJ Premier und Guru produziert haben. “No More Mr. Nice Guy” hatte noch einen sehr traditionellen Funky-Sound, wie er in den Achtzigern üblich war. Hier ist das Tempo der Beats langsamer, neue Rhythmen und Grooves sind zu hören, akustische Bässe, Jazz-Gitarren und Klaviere ersetzen die elektrischen Pianos. Alles war plötzlich anders, die Musik erstaunlich neu, frisch und ungehört. Hier war nicht nur ein Stück “Jazz Music”, sondern ein ganzes Album voll damit. DJ Premier stellte hier zum ersten Mal sein Genie unter Beweis, indem er es schaffte, den Terror-Noise-Ansatz der Bomb Squad derart zu verdichten und in einen jazzy Zusammenhang zu setzen, dass so etwas wie ein Hardcore-Jazz-Rap-Sound entstand. Die gesamte Ästhetik des Sounds ist cool und zurückgenommen, die Melodien sind eingängig, aber niemals cheesy wie der damalige Müsli-Acidjazz. Bereits mit diesem auf Loops basierenden HipHop-Sound beeinflusste DJ Premier Generationen von Produzenten und prägte so einen Großteil der ersten Hälfte der Neunziger, bevor er später die zweite Hälfte der Neunziger mit seinem Stil aus gechoppten Samples auf Achtel-Hi-Hats maßgeblich beeinflussen sollte.

Auch als DJ befand sich Premier auf diesem Album in Topform – zwar waren seine Scratches technisch nie sehr komplex, aber sie funktionierten als weiteres Instrument innerhalb der Musik, anstatt sie zu überladen. Die Vocal-Zitate stammten zudem nicht nur vom Anfang des Satzes, sondern Premo ließ Sätze auch rhythmisch versetzt starten und verwendete so Passagen aus der Mitte einer Line. Eine Technik, die seine Scratch-Refrains unverwechselbar machte. Zu diesem Zeitpunkt schämte sich noch niemand, HipHop-Musik zu hören, denn sie strahlte Kraft, Stolz und Intelligenz aus. Das mag auch daran liegen, dass Guru verbal keine Gefangenen machte: Statt Witzen und Albernheiten formulierte er straighte Ansagen, ohne dabei jemals prollig oder asozial zu wirken. “Street Knowledge” bedeutete hier wirklich eine Mischung aus “Straße” und “Wissen” – Wissen wurde also nicht als Vorstadt-Studenten-Gehabe abgetan, das man auf der Straße nicht braucht. “Knowledge is power, and knowledge can be the difference between life and death”, heißt es hier. Dabei reichte Gurus thematische Bandbreite von den “Tätern” über die “Opfer” der Straße bis hin zu dem Punkt, wo er dafür plädiert, dass jeder persönlich Verantwortung zu übernehmen hat, dass man nicht immer nur den einfachen Weg gehen kann. Kurzum: Auf “Step In The Arena” ist jeder Song so gut wie der nächste. Zwar sind es keine Single-Hits, aber sie funktionieren im Zusammenspiel als Album fantastisch. Ein Klassiker, der meiner Meinung nach sieben Kronen verdient hätte.

Chrysalis

Falk

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