Future – The WIZRD // Review

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(Sony)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Seit seinem Klassiker »DS2« ist Future einer der einflussreichsten Rapper der Welt. Bei einem der­art ruhmreichen und modernen Künstler gibt es kein Release ohne Vision, kein Soloalbum ohne das Ziel, sich erneut als bester Rapper alive zu präsentieren. Welchen Hut wirft er also mit »The Wizrd« in den Ring? Die Produktion! Das Projekt ist Futures atmosphärischstes Album bisher und arbeitet auf Ebene der Ins­trumentals mit richtig coolen, neuen Ideen. Das sind vor allem Beat-Switches, die sich innerhalb der Songs immer wieder einschleichen und für erfrischende Dynamiken und Songverläufe sorgen. Das Aufbrechen von Strukturen steht den Songs; das ist Musik, die Spaß macht und ihren eigenen Regeln folgt. Des Zauberers hexenartiges Gebrabbel ist ebenfalls on point. Vielleicht ohne Potenzial zum Mega-Hit, sind die Flows immer noch auf Topniveau und fügen sich ge­schmeidig ins Gesamtbild. Die psychedelischen Ambient-Synthies tönen mysteriös – das passende Gewand für einen Zauberer. Alles klingt extrem dicht, stimmig und düster. Tja, alles könnte so schön sein, aber leider hatte der gebürtige Georgianer andere Pläne: 20 Songs, 50 Minuten Spielzeit. Irgendwann ab der zweiten Hälfte fängt das Übel an und macht alles zunichte – »The Wizrd« ist viel zu lang und schneidet sich damit ins eigene Fleisch – so verliert sich die Vision der Platte. Die eigentlich geschlossene Soundästhetik bricht auseinander, die erfrischende Dynamik wird schwunglos, Futures Vocals immer monotoner. Resultat: Langeweile. Mit der richtigen executive Production und auf kompakter Länge hätte es ein großartiges Album werden können, so ist es das aber leider nicht. Auf kompakte Alben wartet man beim Wunderknaben aus Atlanta weiterhin vergebens. Mehr Songs heißt nämlich automa­tisch mehr Streams, mehr Geld und Erfolg in Zahlen – Errungenschaften, mit denen sich ein Future gerne ziert. Schade für die Kunst, schön fürs schnelle Geld. Was bleibt vom neuen Nummer-eins-Album der USA? Future verkauft »The Wizrd« unter Wert und verrennt sich mit »Masse statt Klasse«. Verschenktes Potenzial.

Text: Till Böttcher

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