Flatbush Zombies: »Comics sind immer ein Spiegel der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen – HipHop auch!« //Interview

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Mir ist aufgefallen, dass ihr auf dem Album viel Platz für ausschweifende instrumentale Outros gelassen habt. Hat es wegen der aufwändigen Produktion so lange gedauert, bis das Album fertig wurde?
Erick: Die Produktion an sich nahm nicht besonders viel Zeit in Anspruch. Aber wir haben an dem Album gearbeitet, seit wir die Flatbush Zombies ins Leben gerufen haben – also seit über vier Jahren. Wir mussten erst die Mixtapes machen, um für das Album zu lernen. Ich war anfangs nicht bereit, ein Album zu produzieren und ohne Samples auszukommen.

Ein Überraschungsmoment auf dem Album ist der Song »Fly Away«, auf dem Meechy singt. Wie kam es dazu?
Meechy: Man sollte sich selbst keine Grenzen setzen. Die Melodie und die Zeilen sind mir einfach zugeflogen. Ursprünglich war der Song länger, vielleicht spielen wir die alte Version mal bei einem unserer Konzerte.

»Fly Away« zeigt, dass ihr in der Lage seid, eingängige Songs zu machen. Trotzdem habt ihr mit »Bounce« einen Song als erste Single gewählt, der nicht untypischer für eine Single sein könnte: keine Hook, straighte Bars. Wollt ihr euch mit solchen Moves vom Rest des Games absetzen?
Erick: Das ist genau das, wofür wir stehen. Die Leute hören so viel Musik, die nach einem fixen Muster gemacht wird. Die selben Stimmen, die selben Instrumente, das selbe Gefühl…
Meechy: … die selbe Struktur, der selbe Scheiß – immer und immer wieder. Es ist fucking redun-
dant, und Redundanz macht mich verrückt.
Erick: Unsere Songs sind dagegen nie vorsätzlich geplant. Oft bemerken wir das Potenzial von einem Song gar nicht, während wir daran arbeiten. Wir hätten im Studio zum Beispiel niegedacht, dass »Thug Waffle« unser Durchbruch-Song wird. Es ist wichtig für mich, die Songs nochmal zu reflektieren, wenn wir fertig sind.

Meechy, du hast mal gesagt, dass viele Leute den Struggle in euren Texten ignorieren und euch auf die Drogen-Lyrics reduzieren. »Fly Away« ist ein sehr schmerzvoller, emotionaler Song. Hilft so ein Song, die Aufmerksamkeit von den Drogen wegzuleiten?
Meechy: Ich bin froh, dass du so etwas erkennst! Jay Z hat einmal gerappt: »Do you fools listen to music or do you just skim through it?« – eine der besten Bars aller Zeiten. Hörst du mir wirklich zu? Fühlst du wirklich, was in den Songs vermittelt wird? Manchmal ist es frustrierend, dass viele darauf keine Antwort haben. Etlichen Leuten scheint »Fly Away« allerdings zu gefallen. Wir machen eine Menge solcher Songs, aber lassen nur wenige an die Öffentlichkeit. Vielleicht sollten wir das ändern.

Habt ihr jemals darüber nachgedacht, die Glorifizierung von Drogen – besonders auf euren Social-Media-Kanälen – zurückzu scharuben, damit man euch nicht mehr in die Drug-Rap-Schublade packt?
Meechy: Ich kann meine Lebenshaltung nicht verändern, Sorry! Wenn Zombie Juice mit einer riesigen Wachsplatte vor meiner Haustür steht, dann will ich einfach ein Bild davon schießen und den Leuten zeigen, wie anständiges Wachs auszusehen hat. Wir machen das aber auch mit anderen Dingen: Wenn ich eine krasse Actionfigur gefunden habe, dann kommt ein Foto davon online. Aber die Leute finden immer etwas, worüber sie sich beschweren können.

Trotzdem: Stellt euch mal vor, ihr müsstet komplett auf Drogen verzichten. Wie würde ein nüchterner Flatbush-Song klingen?
Meechy: Tatsächlich hört man mich auf dem Album die meiste Zeit im nüchternen Zustand. Ich habe vier Monate kein Gras geraucht.
Erick: »Never drop the acid, but I’m trippy as fuck«. Obwohl ich psychedelische Rapalben produziere, lebe ich diese Textzeile bis heute und habe immer noch kein Acid ausprobiert.
ZOMBIE Juice: Nicht Sie, Sir, aber viele Leute zerbrechen sich über viel zu viele Dinge den Kopf und machen sich zu viele Sorgen. Das Leben ist simpel. Geht einfach raus und macht, was ihr wollt!

Text: Gordon Wüllner

Dieses Feature ist erschienen in JUICE #174 – hier versandkostenfrei nachbestellen.juice 174

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