Als das Beast Coast Movement vor rund vier Jahren eine neue Ära im HipHop-Mekka Brooklyn einleitete, waren die Flatbush Zombies das auffälligste Glied der Bewegung: ein Trio aus einem langbärtigen Kanarienvogel (Zombie Juice), einer Reibeisenstimme (Meechy Darko) und einem unscheinbaren Producer (Erick »The Architect« Elliott), das gleichsam trippy wie conscious war. Mit ihrem düsteren Sound und ihren spirituellen wie radikalen Texten manifestierten sich die Zombies als eine Neugeburt der Gravediggaz, ihr 2013er Mixtape »BetterOffDEAD« wurde zum Kritikerliebling. Seitdem war es, bis auf eine Kollabo-EP mit den Indigo-Brüdern der Underachivers, ziemlich still um die drei. Aber eine Odyssee durch den Weltraum will halt gut vorbereitet sein.
Nur erzählen die Zombies auf ihrem Debütalbum »3001: A Laced Odyssey« nicht wirklich von einem Sci-Fi-Trip, sondern heben ihr Bewusstsein durch Drogen und geistige Reflexion auf ein galaxiegleiches Hoch: Es geht um die Raumfahrt im Inneren. Ganz so gewaltig wie das Vorbild des Albums, Stanley Kubricks Film-Oper »2001: A Space Odyssey«, versucht die LP also gar nicht zu sein. Auch wenn einem »einige interessante Details« auffallen würden, spielte man Film und Album im Duett ab – das verrät Erick am Telefon. Leider ist die Verbindung so grottig, als würden die Untoten tatsächlich aus der Gruft anrufen. Von Zombie Juice lässt sich, von Zügen an seiner Lunte und anschließendem Raucherhusten mal abgesehen, kaum ein Wort verstehen – bis auf eine aus dem Kontext gegriffene Heilsbotschaft am Ende. Aber lest selbst.
Wie stellt ihr euch das Jahr 3001 vor?
Meechy: Es sind alles Illusionen! 3001 könnte auch jetzt gerade sein. Irgendwo im Universum ist auf jeden Fall gerade 3001.
Und wie wird es in der Zukunft mit Tonträgern aussehen? Auf eurem Album verabschiedet ihr euch mit »R.I.P.C.D« zumindest mit zwei weinenden Augen von der CD.
Erick: Alles, nicht nur Musik, wird sich zukünftig nicht mehr auf Medien abspielen, die du anfassen kannst, sondern auf Hologrammen – leider. Denn ich möchte die Welt so nicht haben. Aber wir müssen wohl einfach akzeptieren, dass die Leute sich nicht mehr die Zeit nehmen, eine CD zu kaufen und das Booklet durchzulesen.
Mit dem aufwändigen Cover zu dem neuen Album scheint ihr dieser Entwicklung zumindest ein wenig entgegenzuwirken. Das Bild wurde von David Nakayama gestaltet, der bereits viel für Marvel gezeichnet hat. Marvel wiederum hat zuletzt zahlreiche Rap-Cover mit Charakteren eigener Comicreihen nachgestellt [Pictorial dazu in JUICE #170; Anm. d. Verf.]. Warum passen Comics und Rap so gut zusammen?
Meechy: Captain America war cool wegen des Zweiten Weltkriegs, heute haben wir schwule Comichelden, Helden mit Drogensucht, viele sind schwarz statt weiß. Ich glaube, Comics sind immer ein Spiegel der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen – und HipHop auch. Außerdem glaube ich, dass HipHop der Comic-Kultur bereits seit vielen Jahren nahe steht: Ghostface Killah hat ein Alias wie Tony Starks erfunden, Big Pun hat sich nach dem Punisher [Marvel-Figur; Anm. d. Verf.] benannt. Diesen Umstand greifen wir nun mit unserem Cover auf.
Erick: Als wir an dem Album gearbeitet haben, wussten wir noch nicht, wie das Cover aussehen soll. Aber dann wurde uns klar: Ein klassisches Rap-Cover, auf dem wir mit gekreuzten Armen und Anglerhut posieren, würde nicht passen – weil es die Musik nicht repräsentieren würde. Unsere Musik ist wie eine Leinwand, wir können das Pandämonium, das Ende der Welt nicht mit einem Foto darstellen. Aber wir können es zeichnen. Denn unsere Fantasie ist lebendiger als die Realität. Also habe ich mich auf dem Cover in ein männliches Tank-Girl [Comic-Reihe von Jamie Hewlett; Anm. d. Verf.] verwandeln lassen.