Farhot: »Ich bin überall zuhause« // Interview

-

Produzenten gelangen in der Regel seltener ins Spotlight als ihre rappenden Kollegen, das ist auch bei Farhot nicht anders. Dabei ist der Hamburger für einige der spannendsten Sounds im Deutschrap zuständig und hat nicht nur Haftbefehls »Chabos wissen wer der Babo ist« produziert, Beats für unter anderem Megaloh, Max Herre, Audio88 & Yassin gebastelt und zusammen mit Partner in Crime Bazzazian als »Die Achse« brachiale Instrumentals gezimmert. Farhots musikalische Ideen lassen sich aber nicht ans Genre HipHop oder gar Deutschrap knüpfen, sondern gehen seit seiner Arbeit mit Soulsängerin Nneka darüber hinaus und kennt keine Grenzen. Kein Wunder, dass der Hamburger auch regelmäßig in den Credits großer Namen aus den USA und dem UK auftaucht und Artists wie Ghostface Killah, Giggs oder Kano Parts zu seinen Projekten beisteuern.

Mit »Kabul Fire Vol. 2« erscheint am 29. Januar das zweite Soloalbum von Farhot. Es kommt nicht nur auf seinem eigenen Label Kabul Fire Records raus, sondern widmet sich auch inhaltlich stärker seinem Geburtsland Afghanistan. Ein Gespräch über Sampling, Heimat, Teppiche und künstlerische Unabhängigkeit.

Dein letztes Soloalbum ist 2013 rausgekommen. Ganz schön lange her.
Ja, viel zu lange. Es wurde Zeit. Ich hab mich der Sache angenommen und in der Corona-Zeit ein bisschen geforscht und mich selber auf eine Reise begeben, in Richtung meines Geburtslandes. Der Titel des ersten Albums »Kabul Fire Vol. 1« ist damals so gewählt worden, also ziehe ich das durch. Und auf dem zweiten Teil ist das Thema Kabul nochmal um einiges präsenter.

Was verbindest du mit Afghanistan? Im Sinne von Heimat und Herkunft.
Ich verbinde damit die erste Sprache, die ich gesprochen habe, und meine Familie. Ich bin in Afghanistan geboren, wir sind hier in Deutschland gelandet und ich bin hier groß geworden. Mit meinen Eltern spreche ich Afghanisch und bin in verschiedenen Kulturen zuhause. Ich sehe mich absolut als Weltbürger, spreche eine paar Sprachen und bin überall zuhause. Ich habe mich, wie gesagt, auf diese Reise begeben und das hört man jetzt auf dem Album. Jeder kann ein bisschen reinsneaken und gucken, wie das für mich gewesen ist.

Wann bist du nach Deutschland gekommen?
Da war ich ein kleines Baby. Meine Eltern haben nur auf mich gewartet, dann wurde ich geboren und als ich stabil genug war, haben sie mich eingepackt und glücklicherweise habe ich es überlebt. Ich war sehr sehr klein.

Wie gehst du so eine Aufgabe an, eine Reise abzubilden und etwas für Menschen greifbar zu machen, die nicht mit dieser Kultur großgeworden sind?
Ich sehe mich da nicht im Stande, die Kultur zu erklären. Ich selber bin da noch am schauen. Letztendlich haben fast alle Titel afghanische Namen, zum Beispiel heißt ein Titel »Kishmish«. Das ist rein klanglich derbe lustig und bedeutet »Rosine«. Ich glaube, der ein oder andere Afghane, der hier gelandet ist, der wird sich voll darüber freuen. Und wenn der zufällig HipHop hört und diese Kombination sieht, wird er sich noch mehr darüber freuen. Es ist nichts für jedermann, das ist mir schon klar, aber ich habe einen kleinen Beitrag geleistet. Ich habe das über den Weg gemacht, mit Werke aus Afghanistan zu geben. Sprich: Filme und Musik. Da bin ich auf ganz viele tolle Werke gestoßen, die mich immer weiter motiviert haben, dort zu graben. Ich bin froh, dass ich alte Filme aufleben lassen habe, indem ich Teile daraus gesamplet und Lieder daraus gebaut habe.

Der erste Track »Bale Bale« fängt auch direkt mit einem Filmsample an. Sind das Werke, die du von früher kennst, oder hast du das nachgebarbeitet?
Definitiv Nachgearbeitet. Die Filme, die ich als Kind gesehen hatte, haben mich damals schon nicht so interessiert. Und die habe ich mir nicht nochmal gegeben, das ist alles neues Material. »Osama« hatte ich schonmal gesehen. Das ist ein Film von Siddiq Barmak, ein presigekrönter Super-Filmemacher aus Afghanistan, der auch eine große Inspiration für mich wurde. Aber die Hauptinspiration war dann nicht »Osama«, sondern der Film, den er danach gemacht hat. Der heißt »Opium War« und hat genau diese Vocal-Samples, die du am Anfang des Albums gehört hast. Das ist eine Szene vom Anfang mit einem kleinen Jungen, der lauter tote Soldaten findet. Dann freut er sich und brüllt so rum. Sehr eindrucksvoll, was dieser Siddiq Barmak da zustande gebracht hat und in einer Qualität, mit der ich nicht gerechnet habe. Ich bin sehr froh darüber.

Und wie ist das mit afghanischer Musik?
Die habe ich schon immer gehört. Da habe ich aber auch einiges neues entdeckt. Mein guter Kumpel Booty Carrell, ein sehr guter DJ, kennt sich im arabisch-orientalischen Raum voll gut aus. Der hat mich teilweise mit Samples versorgt und mir Tipps gegeben. Dadurch habe ich einiges neues entdeckt. Gesamplet habe ich dann unterschiedliche Künstler, unter anderem den allergrößten Popstar aus Afghanistan, sein Name ist Ahmad Zahir. Er ist der »Elvis aus Afghanistan« und leider sehr tragisch umgekommen.

Neben den Samples findet sich viel organischer, instrumentaler Klang. Spielst du selbst viel ein?
Das Sampling ist für mich wie ein Werkzeug, das ich einsetzen kann, aber nicht muss. Ich schreibe die Musik auf Tasteninstrumenten, aber es kommt auch vor, dass ich einfach Samples hacke und daraus etwas neues baue. Dann ist das die Grundlage einer Komposition, die in der Regel immer noch neu bespielt wird. Hauptsächlich durch mich, aber auch durch befreundete Musiker. Auf jedem Stück auf dem Album, außer »Sampling Watana«, das eigentlich nur eine Kollage ist, hörst du eingespielte Instrumente. Aber ich würde auch meinen, dass du auf jedem Stück irgendwie ein kleines Sample hörst.

Wenn du versuchst, Afghanistan durch Samples einfließen zu lassen, traditionelle Klänge unterzubringen und die Musik trotzdem aktuell und spannend klingen soll, wie gehst du an den Soundentwurf ran? Weißt du vorher, wie das klingen soll oder ergibt sich das beim Arbeiten?
Absolut das zweite. Ich hatte schon ein paar Skizzen, von denen ich dachte, dass sie in der Kabul Fire Vol.-Welt stattfinden können. Ansonsten hat das eine zum nächsten geführt. Ganz früh habe ich habe ich ein Interview mit Ahmad Schah Massoud (afghanischer Mudschaheddin-Kämpfer Anm. d. Red.) gesehen, das ich in »Yak Sher« reingesamplet habe. Das ist ja eigentliche eine Komposition, die ich für Yassin gemacht hatte. Dann hab ich das da drauf gemacht, neu geflippt und was komplett neues daraus gebaut. Daher schon hauptsächlich Work & Progress.

Das Cover schließt sehr schön an »Kabul Fire Vol.1« an, wie ich finde. Das Teppich-Motiv kehrt zurück. Wie sehr bist du beim Erstellen des Covers involviert?
Atilla ist unser Chefdesigner beim Label und der hatte mal die Idee geäußert, dass es krass wäre, wenn man den Teppich des Label-Logos mal in echt machen könnte. Von dem Label-Logo ausgehend haben wir dann einen echten Teppich in Afghanistan herstellen lassen, weil mein Vater schon seit Ewigkeiten Teppichhändler ist und Leute kennt. Die haben ihm den Gefallen getan, worüber wir mega happy waren. Als wir den dann in den Händen hatte, war die Idee klar. Das Cover vom ersten Album wurde noch mit Tusche gemacht, beim zweiten musste dieser Teppich aufs Cover. Atilla hat dann überlegt und meinte, dass ich auch selber aufs Cover soll. Ich meinte, dass ich mir das nicht vorstellen könnte und das außerdem noch nie gemacht habe. Aber dann haben wir einen Weg gefunden und ich bin jetzt oben rechts drauf. Damit bin ich sehr glücklich.

Ja, die Pose ist eher zurückhaltend, das ist ein guter Kompromiss. Krass, dass ihr den Teppich echt habt herstellen lassen.
Ja, die Leute fragen manchmal, ob die wirklich »echt echt« sind. Ich habe die hier bei mir, die liegen im Studio.

Bist du als Produzent eher jemand, der sich lieber im Hintergrund aufhält und sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen will?
Ja, das war auf jeden Fall ein Einwand von mir. Ich habe mich dann gefragt, was ich denn auf dem Cover machen soll. Fotos schießen habe ich nicht häufig gemacht und ich fühle mich dabei immer etwas unwohl. Aber Atilla hat mich beruhigt und wir haben dann ein paar Schnappschüsse ausprobiert, um mal zu schauen. Es gab auch andere Motive, aber da war schnell klar, dass die es nicht werden, da habe ich zu sehr in die Kamera geguckt.

Neben dir selbst gibt es einige weitere Aushängeschilder in Form von Features auf dem Album. Wonach suchst du dir die Menschen aus, die mit dir an diesem Projekt arbeiten.
Das ist auch dort Work & Progress. »Feel Ugly« mit Tiggs the Author und Maverick Sabre hat es schon eine Weile vorher gegeben. Das war eine Nummer, die war klar. JuJu ist eh ein Kumpel von mir und ich hatte noch diesen Part, den er eigentlich auf einem anderen Beat aufgenommen hatte. Den hab ich einfach ausgegraben. Aus dem anderen Lied wurde nichts, das war für mein Alter Ego Fuchy. Ich fand den Part aber so gut und er hat auf den neuen Beat gepasst. Ich hab’s geliebt und hatte irgendwann noch Nneka da, eine Künstlerin die ich schon sehr lange kenne. Bisher ist sie allerdings nie wirklich bei meinen Projekten dabei gewesen. Ich bin voll happy, dass sie dann so abgeliefert hat. Dann gibt es noch Moshtari, eine visuelle Künstlerin, die ziemlich viel zu dem Album beigetragen hat. Sie hat mir bei der Transkription geholfen, mir bei den Titeln geholfen und Sachen eingesprochen. Ich bin froh, dass sie die Art und Weise, wie ich dieses Album zusammengestellt habe, mit ihrer Arbeit, wenn sie Kollagen macht, in Zusammenhang gebracht hat. Letztendlich habe ich das irgendwie auch gemacht. Ich habe Musik von hier gesamplet, von dort gesamplet und es dann wieder zusammengefügt. Ich bin sehr glücklich darüber, dass das auch so formuliert wurde. Ich hätte das nicht so in Worte fassen können, wie sie es gemacht hat. Sie ist sowieso eine langjährige Freundin, eine super Künstlerin, die ich sehr respektiere und jetzt hat sie ihr Debüt auf einem Lied von mir. Einfach super.

Ihre politischen Aussagen, die in ihrer visuellen Kunst stecken, haben sich dann auch in der gesprochenen Form auf das Album übertragen, finde ich.
Ja, dachte ich auch. Wir haben uns Ideen hin- und hergeschickt und sie dachte erst, dass sie am Ende eines Tracks vielleicht etwas wie einen Telefongruß einspricht. Aber dann hat sie ein paar Gedanken formuliert und ich dachte »Hey, das ist krass. Mach‘ mehr davon und ich haue noch Musik darunter.« Dann habe ich ein altes Volkslied entdeckt und das drunter gebaut, das hat mir direkt gefallen.

Das ist das Sample, das man über den großen Teil im Hintergrund von »Sampling Watana / Biya Bachem« hört?
Genau. »Watan« bedeutet »Heimat«.

Auch andere Titel vom Album haben große Bedeutungen. »Azadi« bedeutet zum Beispiel »Freiheit«. Ist das ein politisches Produzentenalbum geworden?
Das würde ich auf jeden Fall verneinen. Natürlich habe ich zum Beispiel eine politische Figur, wie Ahmad Shah Massoud gesamplet habe, aber ich habe dort den Menschen gesamplet. Es macht Eindruck auf mich, dass ausgerechnet er ein Gedicht so wunderschön vorträgt, aber mir ging es um den Menschen. Bestimmt kann man politische Dinge darin sehen, du hast gerade von Azadi gesprochen, wo davon geredet wird, dass alle Afghanen ihren Frieden wertschätzen sollten. In Teilen kann man politisches darin sehen, aber es ist nicht so gemeint gewesen.

Du hast auch wieder deine Connections genutzt, um internationalen Flair auf das Album zu bekommen. Wie hast du dir überhaupt Verbindungen zu Artists im Ausland aufgebaut?
Es kommt immer eins zum anderen. Ich habe direkt angefangen, mit einer internationalen Künstlerin zu arbeiten, nämlich mit Nneka. Dadurch hatte ich direkt so etwas, wie ein internationales Produkt, an dem ich beteiligt war. Ich kann es nicht mal genau erklären, aber wenn jemand etwas hört, was ihm gefällt, dann connceted er vielleicht. So kamen Luete auf mich zu, die ihren Sitz gerade woanders haben. Der Sound, den ich mache, ist auch nicht direkt zuordenbar. Du kannst nicht sagen »Das ist jetzt französische, englische oder deutsche Musik«, was ich absolut cool finde. Das macht es einem etwas schwer, aber ich feier‘ das.

Es lässt sich auch kein klares Label draufpacken, wie »deutsch« oder »afghanisch«. Es hat einfach diesen internationalen Appeal, da die Features alle Englisch sprechen.
Ja, du sagst gerade deutsch und afghanisch. Klingt das Album afghanisch oder deutsch für dich? Ich würde sagen: Beides nicht.

Wenn, dann eher afghanisch, wegen der Songtitel. Aber so würde ich die Musik auch nicht bezeichnen.
Ja ok, kann sein. Ich kann dir auf jeden Fall sagen, dass das keine afghanische Musik ist. Das ist ein ganz eigenes Süppchen und ich habe eher mit afghanischem Gewürz gearbeitet und ein Fusion-Gericht daraus gemacht.

Lass noch bisschen über dein Label Kabul Fire quatschen. War dein erstes Soloalbum eigentlich auch das erste, das über das Label erschienen ist?
Ne paradoxerweise nicht, das kam damals auf Jakarta Records. Aber es war trotzdem so etwas wie der Anfang von Kabul Fire Records, weil da zum ersten mal eine Veröffentlichung diesen Namen getragen hat. Vorher hießen meine Beats nur inoffiziell Kabul Fire Beats, wenn ich sie an Rapper geschickt habe. Da gab es dann den Tonträger und ich hatte experimentelle Projekte, die bei meinem selbst angemeldeten Label Kabul Fire Records rauskamen.

Warum hast du das Label gebraucht, wenn du auch woanders releasen konntest?
Ich habe mit den Jahren immer mehr gemerkt, dass ich nicht nur das Master abgeben möchte, sondern weitere kreative Entscheidungen involviert sein möchte, da eine Vision für habe und mehr gestalten wollte. Daher wollte ich eine Struktur aufbauen, die unabhängig von allem ist. Wo ich entscheiden kann. Das ist definitiv auch der Drang danach, ungefiltert Musik herauszubringen. Das ist mein Ziel gewesen. Ich habe auch einfach Lust darauf, mit verschiedenen Künstlern zu arbeiten. Fuchy kommt da raus, Farhot kommt da raus und ich hoffe das nächste »Die Achse«-Projekt kommt da raus. Ich möchte aber auch mit anderen Künstlern zusammenarbeiten, die mir einfach Musik zeigen, und wenn ich sie liebe, dann kommt sie genauso raus. Ich habe nicht das Interesse, Musikalben zu entwickeln, das möchte ich in die Hände der Künstler legen. Ein bisschen vielleicht bei Agajon, das ist ein jungen Produzent. Aber den lass‘ ich auch machen. Bei uns kann jeder machen, was er will. Aber es muss mir natürlich gefallen. Wenn es mir nicht gefällt, kann er es woanders droppen. Ungefiltert Musik rausbringen – darauf kann man es herunterbrechen.

Agajon habe ich bei der Deep Fried-Reihe auf YouTube mal mitbekommen. Da haben generell auch viele verschiedene Leute ein Plattform bekommen, um Beats und Skizzen zu präsentieren.
Freut mich, dass du das mitbekommen hast, da bist du einer von wenigen gewesen. Aber es war cool und ich habe darüber einige andere Produzenten kennengelernt. Das werde ich auf jeden Fall in einer anderen Form weiterführen. Aber wir wollen daran anknüpfen, damit sich Proudcer mehr austauschen. Letztendlich bringt sie das mehr zusammen und bietet ihnen eine Bühne, egal ob unbekannt oder sehr bekannt. Ich möchte die Beatszene auf jeden Fall stärken, ohne sich nur auf Hamburg und Deutschland zu beschränken, sondern alle möglichen Leute einzubeziehen.

Sehe. Das Projekt »20 Gs« von 2017 ist ja auch so ein Beispiel dafür, die Beatszene zusammenkommen zu lassen und in diesem Fall auch noch etwas gutes damit zu tun, da ihr alle Einnahmen an ein Schulbauprojekt in Afghanistan gespendet habt.
Da habe ich das auch zum ersten Mal selber in die Hand genommen. Jeder möchte ja etwas gutes tun und helfen. Viele wissen nicht, was sie tun sollen. Man kann natürlich den einfach Weg gehen und monatlich Geld spenden, was cool ist. Darüber hinaus kann man sich Dinge überlegen und ich bin froh, dass ich die Initiative ergriffen und andere Leute dazu eingeladen habe. Und niemand war so »Äh, kein Bock«. Alle haben sich voll gefreut und waren gerne dabei. Von KitschKrieg bis DJ Desue, also auch gestandene Leute, hatten alle Bock darauf und haben alle darauf verzichtet, etwas zu verdienen. Wir haben alles an Geld rübergeschoben. Da ist auch echt ein kleiner Batzen bei entstanden. Ich hoffe, das inspiriert auch andere, so etwas zu probieren.

Sehr ehrenvoll auf jeden Fall, alles zu spenden.
An der Stelle nochmal ein Gruß an Oke Göttlich, der Präsident von St. Pauli. Der hat das Projekt sehr unterstützt und privat dazu noch fett viel Geld gespendet. Herzlichen Dank an ihn, super Typ.

Als ich mir ein paar ältere Interviews mit dir durchgelesen hab, war die Untergrund-Attitüde immer ein großes Thema. In den letzten Jahren haben sich allerdings auch die Hörgewohheiten von Menschen stark verändert, Radio ist heute weniger wichtig, Streaming dafür schon. Ist ein eigenes Label da ein guter Weg, um unabhängig von diesen Mechanismen zu agieren oder sind Streamingzahlen schon wichtig für dich?
Das ist auf jeden Fall wichtig. Fragen in diese Richtung habe ich schon ein paar mal gehört, immer mit so einem Unterton, dass Spotify etwas schlechtes wäre. Da bin ich auf jeden Fall dagegen, ich finde es super und nutze Spotify jeden Tag und es gibt ja noch einige andere. Als Labelbetreiber schaut man schon auf die Zahlen, aber die spielen Nullkommanull eine Rolle, wenn wir Dinge planen, um zu sehen, was für Musik wir rausbringen. Es gibt ja nicht nur Streaming, sondern auch Leute, die Musik über Bandcamp konsumieren, was genauso toll ist. Oder sich sogar ne Vinyl kaufen. Wir sind kein Label, was nur über Streamingdienste funktioniert und denkt. Aber ich finde sie wichtig und bin großer Freund der Streamingdienste. Natürlich bringt es etwas gutes und etwas schlechtes mit sich, aber ist das nicht bei allen Neuerungen so? Es fühlt sich an, wie eine natürliche Entwicklung und ich konsumiere bestimmt 99 Prozent meiner Musik über Streamingdienste. Das sagt ja schon viel. Die Dienste leisten teilweise einen guten Beitrag, dass neue Musik entdeckt wird. Und ich weiß, dass Leute über große Listen schimpfen, aber ich kann mich nicht darüber aufregen, wenn andere Leute Erfolg haben. Da freue ich mich. So wie wir Musik veröffentlichen, ist finanzieller Erfolg nicht das wichtigste Kriterium.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein