Evidence – Weather Or Not // Review

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(Rhymesayers Entertainment)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Es gibt das von Albert Hammond besungene Southern California, in dem es nie zu regnen scheint, und, auf der dunklen Seite: das wolkenverhangene L.A. von Evidence, wo nur selten Sonnenstrahlen durchdringen. Doch mit den Klimawortspielen soll nach »Weather or Not«, dem dritten Solowerk von Evidence, der besser rappenden Dilated-Peoples-Hälfte, ja erst mal Schluss sein. Zum Ende der Wetterfrosch-Trilogie hagelt es daher nochmal »Cats & Dogs«, also Real-Life-Issues, die von vielen Rappern gerne aus der Aufnahmekabine ferngehalten werden. Getreu dem Motto: »I can see clearly now, the rain is here«, wie EV auf dem ultra-atmosphärischen Höhepunkt »Rain Drops« rappt. Ja, es gibt wieder neuen Trouble und Trauer im Hause Perratta. Die grandiose Vorabsingle »Throw It All Away«, bei der sogar der Kollege Paur – selbsternannter Dilated-Hater der ersten Stunde – anerkennend mitnickte, setzt sich mit dem Grind eines Indie-Künstlers auseinander – und klingt nach Ruhe vor dem Sturm. »Powder Cocaine« mit Rhymesayer-Rudelführer Slug ist das ernüchternde Backpack-Äquivalent von »Kokaina«, »Jim Dean« eine Hymne über die private Rezession. Dann wird es mitunter fahrig und etwas zu sehr selbstreferenziell, wenn Mr. Slow Flow auf dem Titeltrack seine allererste Wetterreferenz aus dem Jahr 2000 als Chorus verwurstelt. Oder wenn ein völlig eindimensionaler Premo-Beat unfreiwillig Nostalgie auslöst (»10.000 Hours«). Doch so romantisierend die Uraltfloskel auch ist, hier hat sie durchaus Sinn: »… never been to therapy, for me that’s rap«. Evidence macht Tragödien zu Triumphen. Auf »Be By My Side« beschreibt er, wie sein Sohn Enzo beim Stillen auf das Brustkrebsgeschwür seiner Mutter aufmerksam wurde. Uff ! »Love Is A Funny Thing« mit starkem Styles-P-Sechzehner und Queen Rapsody hingegen ist ein nahezu perfekter Rapsong, der mit verspult geflippten Alchemist-Keys als Sequel zu »The Red Carpet« von 2011 durchgeht. Hier wird bestimmt kein Rap-Rad neu erfunden, aber eine Legenden-Legacy beeindruckend verwaltet. Nennt mich gerne hängengeblieben: Ich bin dankbar, dass auch nach zwanzig Jahren als Fan der Kultur eine minimalistische Nottz-Bassline bei mir Schnappatmung auslösen kann.

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