EP der Woche: Peer Pressure – Fenster zum Mond // Review

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Peer Pressure gibt Einblicke in den alltäglichen Hustle auf Hamburgs Straßen und verpackt sie in einer düster-bedrohlichen EP, die sein Potential unterstreicht.

Statt dem Album der Woche gibt’s dieses Mal eine EP zu besprechen, aber warum auch nicht. Alben sind, zumindest im Deutschrap, schon länger nicht mehr so wichtig und man darf über jeden Versuch einer LP froh sein, die mehr als ein Haufen zusammengewürfelter Singles ist. EPs bieten da einen fairen Mittelweg, der weder reiner Single-Output ist, noch den Anspruch eines ausgearbeiteten Albums erfüllen muss.

Peer Pressure macht daher alles richtig, wenn er mit »Fenster zum Mond« bereits seine dritte EP veröffentlicht und seinen Status als einer der spannendsten Untergrund-Vertreter unterstreicht. Wer Twitter-User @AugustBembel folgt und regelmäßig dessen Releasebewertungen checkt, sollte bereits über den Hamburger Rapper und das Kollektiv »Camelmob« gestolpert sein. Wenn nicht, ist es spätestens jetzt Zeit, sich mit ihrer Musik auseinanderzusetzen. Peer Pressure macht das einfach, indem er sieben Tracks auf der EP unterbringt, von denen keiner über drei Minuten lang ist. Teilweise funktionieren die Songs als skizzenhafte Soundeindrücke, die auf klassische Strukturen scheißen, während die Hook des Titeltracks dagegen ausführlich zelebriert wird und auf Repeat läuft. Der ständige Wechsel in Mood, Flowpattern und Sound macht die EP zu einem kurzweiligen Ride, der viel zu schnell zu Ende ist.

Die Tracks »Herd« und »Obst« erinnern mit frechen Beats und den locker rausgeschossenen Punchlines an Musik von Lugatti & 9ine oder die Zonkeymobbster Lukees und Binho, die sich mit diesem Stil bereits eine stabile Fanbase aufgebaut haben. Dope klingt das auch bei Peer Pressure, nur kommt dabei wenig Neues rum und man meint, dieselben Abläufe eben schon auf x anderen Deutschraptracks dieses Jahres gehört zu haben. Hängen bleibt dagegen die reale Düsternis der Loops und Zeilen, in denen Peer Pressure sein Leben in Hamburg beschreibt. Angefangen beim Track »Daumenschrauben«, der einen bereits in den Bann zieht, führt sich diese Thematik quer durch die EP fort. Mal am botten vor den Cops, dann wieder in melancholischer Stimmung alleine am Fenster, treibt sich Peer Pressure durch das nächtliche Hamburg und kommt scheinbar kaum zur Ruhe, während die Lunge regelmäßig mit Rauch gefüllt ist. »3 Uhr nachts« beendet die EP in einem Zustand der Rastlosigkeit, bestimmt von zu wenigen Stunden Schlaf und in der Gewissheit, auch am nächsten Tag wieder in das Hamsterrad zu steigen. Die knapp 13 Minuten Spielzeit reichen zwar nicht aus, um tiefgründiger in die Gedankenwelt des Rappers einzutauchen, aber sie zeigen das Potential, das in seinen Texten schlummert. Gerne mehr davon!

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