(Kabul Fire Records)
Brrrrr ey, ich muss jetzt aufpassen, was ich sage. »Angry German« triggerte bereits sämtliche Youtube-Polizisten mit den Videos zu »Hate You« und dem Titeltrack »Angry German«, als das Projekt noch gar nicht richtig draußen war. Darin zu sehen: eine über mehrere hundert Meter gesprühte Damage Line entlang einiger Häuserzeilen mit mindestens vierstelligem Sachbeschädigungswert sowie eine Hommage an Kletter-Influencer On The Roofs mit einer gehackten Werbeleinwand. In den Diskussionsspalten brachen daher Gesinnungsdebatten aus, wie denn nun die definitive Lesart dieser Clips sei: Anarcho-Statement oder Eye Candy? Mittel zum Zweck oder geschmacklos? Auf der Strecke blieben dabei Urteile über die Musik selbst. Mit der sechs Song starken EP von Bazzazian und Farhot führen die beiden Produzenten alias Die Achse ihre ohnehin bereits erfolgreichen Handschriften zusammen. Mindestens 25 Jahre Berufserfahrung bringen sie gemeinsam auf den Tisch. Umso spannender ist daher die neue Ausrichtung. Was als Zuarbeit für Karate Andi und Xatar x Haft begann, entlud sich dank Chefgirl Haiyti mittels »Jango EP« gewitterartig nur ein Jahr später: Brachiale Sounddesigns, die nicht zwingend nur Zorn und Wut ausdrücken wollen, in erster Linie aber energiegeladen sind. Auf »Angry German« geschieht das noch konsequenter. Mehr ist mehr. »Anthem«, so etwas wie das Achsen-Branding, ist alles, aber kein Trap. Irgendwo zwischen Juke und Hudson-Mohawke-Requisiten fühlt man sich an die »TNGHT«-12-Inch zurückerinnert. Apropos: Dass Agent Sasco hier einen Yeezus-artigen Gastverse beisteuert, überrascht kaum, schließlich zitiert das Duo zeitweise auch Kanyes einstige Distortion-Orgie von 2013. Unerwartet dagegen kommt das Nneka-Feature. Selten hat man die sonst so bedachte Stimme inmitten solcher Kontexte gehört. Ein gutes Ding, das vor allem auf EP-Länge funktioniert. Für mehr fehlen aber noch die eigenen Ideen.
