Als ich dieses wundervolle Kleinod zum ersten Mal gesehen habe, war für mich die Rap-Welt noch ganz einfach: Jeder, der »Digger«, »derbe« und »flashen« sagt, kommt aus Hamburg, macht Spaßrap und ist irgendwie bescheuert. Deswegen sollte man ihn in seinem Studio überfallen und erstmal quer durchs nächtliche Berlin jagen. Dabei kann man dann auch in aller Ruhe erklären, wie Rap richtig geht (nämlich hart) und wie man sich anzuziehen hat (schwarz). Wer es danach immer noch nicht verstanden hat, den kann man dann auch noch einer anständigen Sekte-Gehirnwäsche im Mondlicht unterziehen. Die Welt war 2001 also in Ordnung und »Rhymin Simon auf dem Hochsitz knallt Bitches wie Freiwild«.
Der Rest ist Geschichte: Maske auf und wieder ab, der eine Millionär, der andere Doktor der Chemie, Specter (der hier Regie geführt hat) gründet und schließt Aggro Berlin und natürlich der ganze Rest, der sich daraus entwickelt hat. »So viel Zeit muss sein/die, die ich hab, widme ich Rap«: Angeblich ist die Freundin des einen Flüchtenden im Video Collien Ulmen-Fernandes. Mittlerweile habe ich mich sowohl mit Nicht-Battle-Rap als auch mit Hamburg anfreunden können und möchte an dieser Stelle der damaligen Sekte (Vokalmatador, Rhymin Simon, B-Tight und Sido) einfach mal meinen Dank aussprechen. »Es hat sich ausgeflasht, noch bevor du’s wahrnimmst/Ist die Sekte auf Aggro, siehst du mehr Blut als Binden.«