Denzel Curry – TA13OO // Review

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(Loma Vista Recordings)

Wertung: Viereinhalb Kronen»Light«. Erster Akt von Denzel Currys neuem Dreiteileralbum »TA13OO«. Ununterscheidbare Synthesizer- und Sample-Sequenzen entspulen sich rückwärts, bis eine hoffnungsverheißende Orgel die Führung übernimmt. Auftritt von Denzels neuer Persona Denny Cascade. Denny scheint unheilvoll verliebt: »You loving me is forbidden/Loving you back is a crime.« Riecht nach stilsicherem Update des Shakespeare’schen »star-crossed lovers«-Thema. Dann wird es aber verdächtig: »I knew you wasn’t normal ever since the age of nine«, und dann bitter: »I heard you were molested when you hit the age of five«. Das soll der leichte der drei Akte sein? So schmerzhaft präzise wurde im Rap selten über die bleischwere Vielschichtigkeit menschlichen Leids geredet. Auch wenn Denzel auf den restlichen Tracks von »Light« dann mit gewohnt erschütternden Trap-Rundumschlägen (»SUMO«) und ungewohnt lockerem G-Funk-Gepose (»Cash ­Maniac«) erstmal für doppelbödige Ablenkung sorgt, ist damit eines schon klar: Brutalität versteht Curry 2018 nicht mehr als ästhetisches Stilmittel der Form der Wahl »Memphis-Phonk«, sondern als ansteckende menschliche Lebenskonstante, deren Schatten­würfe im hellsten Licht oft am deutlichsten werden. Dementsprechend handelt auch der Rest der Platte von schwerverdaulichen Themen wie Tod in der Familie, Tod als Nebenprodukt gesellschaftlich akzeptierter Unterdrückung und Tod als Ausweg aus dem eigenen Leid. Über Akt zwei (»Gray«) und drei (»Dark«) verdunkelt sich das Album dann auch musikalisch: Aggressiv akzentuierte Bässe, zwielichtige Synth-Themen und frontale Drum-Assemblage komplementiert Curry mit durchweg solider Delivery, unzähligen unvorhersehbaren Flow-Changes und Kendrick-Lamar-esquen Stimmregister-Expansionen. In der Gesamtschau ist das das überzeugende Selbstporträt eines vom Selbst- und Fremdleid gequälten Gefühlszombies, das bei aller thematischer Schwere immer auch unterhaltsam bleibt. Viel mehr kann man von einem Rapalbum nicht erwarten.

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