DCVDNS – Der erste tighte Wei$$e // Review

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(Urban / Universal Music)

Wertung: Fünf Kronen

Eigentlich hätte die Reaktion auf DCVDNS‚ Ankündigung, das »beste deutsche Rapalbum aller Zeiten« aufnehmen zu wollen, von Fan-Seite eher kritisch denn euphorisch ausfallen müssen. Derart große Kategorien setzen meistens voraus, dass mit den jeweiligen Werken etwas definiert werden soll, während der Reiz des St. Ingberter MCs doch gerade darin besteht, die Dinge im Unklaren zu lassen. Definieren sollen andere, DCVDNS hat Wichtigeres zu tun. Und: Wie genau hätte ein solches, alles vernichtendes Album auch ausfallen sollen, ohne dabei das Spiel mit der Ungewissheit zwischen Ernst und Ironie fallen zu lassen, für das man DCVDNS schätzen und lieben gelernt hat? »Der erste tighte Wei$$e« möchte darauf keine Antworten liefern und bleibt seinem – ebenfalls als Deutschrap-Klassiker angekündigten – Vorgänger in Sachen Struktur treu: Die Songs sind knapp gehalten, vor dem »Intro« gibt es mit der New-Age-Parodie »Atmosphäre« widersinnigerweise noch einen Track und generell findet sich immer noch ein Platz für bizarre Ideen wie das mit KKS-Referenzen gespickte »Neuer alter Savas«. All das würde einem bei anderen Rappern sauer aufstoßen, aber bei DCVDNS kann, soll und muss das genau so sein. Was zudem besonders positiv auffällt: Die verbesserte Produktion, die ihn direkt auf ein neues gesamtmusikalisches Level hievt, und die seiner nicht gerade satten Stimme genügend Rücken bietet, um das Album insgesamt locker ins Ziel zu tragen. Inhaltlich hinegegen bleibt DCVDNS sich indes treu und liefert im Grunde genommen das, wofür man ihn über die Jahre hinweg hassen oder lieben gelernt hat: sexuelle Protzerei und Reflexion über den erreichten Status, die nicht zuletzt im Titeltrack an die Geschichte eines gewissen Marshall Mathers erinnert. Überhaupt zeigt sich das Album geschichtsbewusst, inventarisiert mit »Mein Mercedes II« sogar clever die eigene Vergangenheit, verlässt sich an einzelnen Stellen aber ein kleines bisschen zu sehr darauf, dass das Grundprinzip dieser Kunstfigur noch immer intakt und frisch ist. Außerdem muss man neidlos festhalten: Mit »Internationaler Pimp« hat der 29-Jährige auch eine handfeste Hitsingle im Gepäck, gespickt mit Westberlin-Maskulin-Referenzen und ausufernden Explicit Lyrics über Ficktagebucheinträge. Tight.

Text: Sebastian Berlich

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