Gestern Abend wurden die 40. Brit Awards in der Londoner O2 Arena verliehen. Bei der Preisverleihung wurden die wichtigsten nationalen und internationalen Artists ausgezeichnet, für die wahren Highlights sorgten allerdings die Performances von unter anderem Dave und Stormzy. Von einem perfekt inszenierten Medley bis hin zu klaren politischen Ansagen zeigten die Auftritte einmal mehr, warum Rap im UK aktuell das wichtigste Genre ist.
Stormzy, der mit seinem aktuellen Album »Heavy is the Head« auf der Eins charten konnte, gewann der Brit Award für den besten nationalen Künstler und zeigte mit einer aufwändig choreographierten Performance, warum sein Album so viel mehr ist als bloßer Grime. »Heavy is the Head« setzt nicht nur oft auf ruhige Töne, sondern nimmt sich viel Raum, um beispielsweise Gesangseinlagen von Stormzy zu den anspruchsvollen Flows hinzuzufügen. Bei den Brit Awards spielte er zuerst ein Medley verschiedener Songs vom aktuellen Album, performte danach zusammen mit Burna Boy und bekam dabei Unterstützung von einem Gospelchor. Episch inszeniert stand am Ende seines Auftritt eine große Gruppe an Menschen auf der Bühne, von herabfallenden Regentropfen umgeben, die bei Stormzy sichtlich für Begeisterung sorgten. Mit der Show belegte der Rapper einmal mehr, dass genreübergreifende Sounds nicht zwangsläufig als Annäherung zur Pop-Welt genutzt werden müssen, sondern schlicht das musikalische Repertoire erweitern.
Ebenfalls beeindruckend gestaltete sich die Live-Performance von Dave, der mit »Psychodrama« den Preis für das Album des Jahres gewinnen konnte. Er spielte seinen Track »Black« live, setzte sich dafür selbst ans Piano, das mit graphischen Projektionen die Botschaft des Tracks unterstütze, der empowernde Zeilen für die schwarze Community in Großbritannien enthält. Am eigentlichen Ende des Songs rappte Dave zudem eine weitere Strophe, in der er Boris Johnson als Rassisten bezeichnete. »The truth is our Prime Minister is a real racist/ They say you should be grateful we’re the least racist/ I say the least racist, is still racist«. Er nahm ebenfalls Bezug auf die ungerechte mediale Behandlung von Meghan Markle im Vergleich zu Kate Middleton und erinnerte daran, dass die Opfer des Grenfell Tower, der 2017 abgebrannt war und nicht über ausreichende Brandschutz verfügte, immer noch Unterstützung brauchen. Schon 2018 hatte Stormzy die Brit Awards dafür genutzt, Theresa May auf eine Entschädigung für die Opfer des Brands hinzuweisen.
Theresa May sollte dank Tyler, The Creator auch bei den diesjährigen Awards nicht unerwähnt bleiben. Tyler gewann den Preis für den besten internationalen Künstler und richtete in seiner Dankesrede ein paar Worte an die ehemalige Premierministerin. Die hatte ihn 2015 mit einem Einreiseverbot ins UK belegt, da seine Texte Gewalt fördern würden, die zu Terroranschlägen führen könnten. Mittlerweile ist das Verbot aufgehoben und Tyler sich sicher, dass Theresa May angepisst zu Hause sitzt, während er Awards einsammelt.
Hier alle Gewinner*innen der Brit Awards 2020 in der Übersicht:
Male solo artist: Stormzy
Female solo artist: Mabel
Album of the year: Dave – Psychodrama
Song of the year: Lewis Capaldi – Someone You Loved
Group of the year: Foals
Rising star: Celeste
New artist: Lewis Capaldi
International solo male: Tyler, the Creator
International solo female: Billie Eilish