Bootsy Collins: »Bruno Mars hat Funk wieder populär gemacht« // Interview

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Wer seine ersten Schritte als Bassist in der Band von James Brown macht, anschließend mit George Clinton den P-Funk aus der Taufe hebt und 2017 mit 66 Jahren noch immer relevante Alben veröffentlicht, hat sich die Bezeichnung lebende Legende verdient. Da vergisst man fast die schrillen Outfits und Sternenbrillen, die zum Markenzeichen von Bootsy Collins wurden und stellvertretend für einen Funk voller Positivität stehen.

Du hast in deiner Karriere unzählige Alben mit verschiedenen Bands veröffentlicht, aber nur sechs Soloalben in den letzten 35 Jahren. Warum?
Ich habe jede Menge Songs in der Hinterhand, aber bin oft nicht zu 100% damit zufrieden. Sie müssen perfekt sein, um auf einem meiner Alben zu landen. Und es kommt darauf an, wie ich es veröffentliche: Möchte ich es selbst machen oder mit einem Label? Da spielen viele Faktoren eine Rolle.

Gibt es Unterschiede, wie du an einer Soloplatte oder einem Album mit einer Band arbeitest?
Es ist schwieriger als damals, als ich angefangen habe. Die Band war immer für das aktuelle Projekt verfügbar. Wir mussten Sachen ausprobieren und proben, bevor wir sie ins Studio brachten. Jetzt nehmen sie einfach alles auf und setzen es am Computer zusammen. Ich versuche es mit einer Band zu machen, aber das ist heutzutage weitaus komplizierter, da nicht mehr alle jederzeit vor Ort sind.

Dein Album heißt »World Wide Funk«. Hast du Unterschiede wahrgenommen, wie die Leute auf der Welt deine Musik fühlen?
Der Vibe ist überall der gleiche. Die Leute wollen sich gut fühlen – auch wenn sie nicht verstehen, was ich sage. Ich war in Japan, und niemand sprach Englisch, aber als ich angefangen habe zu spielen, kannten sie die Texte der Songs. Egal wo du hinkommst, die Leute haben eine Beziehung zu dir und deiner Musik. Die Sprache ist keine Barriere mehr.



Du hast viele Rapper wie Chuck D, Big Daddy Kane und MC Eiht auf deinem Album. Was gefällt dir an Rapmusik?

Funk und HipHop haben den gleichen Ursprung. Als Funk sich entwickelte, wurde er nicht ernstgenommen und lief nicht im Radio. Wir mussten rausgehen und Shows spielen, bevor die Radiosender kapierten, dass Leute uns hören wollten. Genauso war es, als Rap populär wurde. Und die Rapper aus der Ära fühlen den Funksound. Wir wurden Freunde und blieben miteinander in Kontakt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir Songs recorden würden. Ich mag es, wenn Musik positiv ist und Leute zusammenbringt. Ist das gegeben, kann ich mit jedem zusammenarbeiten.

Die Musikindustrie hat sich im Laufe deiner Karriere verändert. Was ist das Geheimnis, um nach 40 Jahren noch immer relevant zu sein?
Du musst in Verbindung mit den Leuten bleiben, unterwegs sein und Konzerte spielen. Wichtig ist auch, sich nicht zu überschätzen und auf dem Boden zu bleiben. Hast du Liebe zu geben, bekommst du sie auch zurück. Es hat viel mit Musik zu tun, aber auch mit einem positiven Vibe.

Du bist ein Fan der Talkbox. Denkst du, sie könnte ein Comeback erleben?
Klar, es kommt alles zurück, genau wie Bruno Mars Funk wieder populär gemacht hat. Es gibt neue Generationen von Musikern, die sich damit beschäftigen. Sie verwenden die Talkbox auf ihre Weise und kreieren daraus etwas völlig Neues.

Text: Julius Stabenow
Foto: Michael Weintrob

Dieses Feature erschien erstmals in JUICE #183 (Back Issues hier versandkostenfrei nachbestellen).

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