Bonez MC & RAF Camora – Palmen aus Plastik 2 // Review

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(Vertigo)

Wertung: Viereinhalb KronenDeutscher Dancehall ist angekommen. Sogar auf Jamaika, will uns zumindest das Intro beweisen. Zwei Männer sprechen auf Patois über RAF & Bonez. »Dem man dey a sell platinum and gold records«, wissen die, und dass sie Maseratis, Jeeps und Benzer fahren. Und natürlich: »Dem man dey a fuck everybody gyal.« Inhaltlich ist also alles beim Alten auf dem Sequel zum Meilenstein. RAFs Ansatz beim Produzieren hat sich ein bisschen verschoben. Weil »Palmen aus Plastik« als Blaupause für die Kombination von Dancehall oder Afrobeats mit Deutschrap diente, kamen die Einflüsse wirklich aus Jamaika und Westafrika. Seither hat sogenannter Afrotrap die Szene aber mit einem eher weichgespülten Destillat dieser Stile überschwemmt, das nicht mehr braucht als synkopierte Drums, um in den selben großen Topf geworfen zu werden. Anstatt seine Position als Primo zu behaupten, indem er zeigt, wie echter Dancehall klingt, will auch RAF nun auf Tracks wie »Risiko« eher beweisen, dass er den saubersten Afrotrap produzieren kann. Dafür hat er Gefallen an den Neunzigern gefunden. »500 PS« samplet »Freestyler« von Bomfunk MCs, »Kokain« den Eurodance-Klassiker »Be My Lover« von La Bouche. Der jamaikanische Gastbeitrag ist diesmal auf die Bonus-EP verbannt. Schade, weil »Ova n’ Ova« mit Javada am ehesten an die Roughness vieler Dancehall-Riddims erinnert. Auch die expliziten Schlafzimmer-Lyrics sind typisch für Bashment Chunes von der Insel und für Onkel Bonez natürlich gewohntes Terrain. Wie gehabt taugen weder Camora mit Zeilen wie »Die schönsten Frauen sind im Bett wie Holz« noch Bonez etwa mit »Wer fickt schon gern mit Kondom/Nein, ich schnall mich im Auto nie an« nicht unbedingt zu Früherziehern, ob sexuell oder anderweitig. Das wird auch niemand erwartet haben, der ihr auf Social Media seriell nacherzähltes Leben verfolgt. Wie zuvor agieren beim letzten Track KitschKrieg und Trettmann erneut federführend. In melancholischer Katerstimmung croont Tretti (as usual) vom unbestechlichen Team und dem lang erarbeiteten Erfolg. Den Spaß am eigenen Status merkt man vor allem Bonez an, der einen blödsinnigen und kaum gereimten Part über besoffene Dance Moves und Sex auf der Toilette hinrotzt. Alles nicht mehr neu, alles aber irgendwie immer noch sehr unterhaltsam – und besser als das Gros des deutschsprachigen Afrotrap sowieso. Weitermachen!

1 Kommentar

  1. Meiner Meinung nach recycling vom besten. Objektiv gute Musik aber irgendwie ist der Zug abgefahren.. klingt alles nurnoch gleich..

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