Was war das für ein Show-Spektakel der US-amerikanischen Superlative. In der Halbzeitpause der fünfzigsten Ausgabe des »NFL Super Bowl« ging es zunächst reichlich genügsam poliert zu. Keine Mittelfinger, keine blanken Brüste. Immerhin, so konnte auf Fremdscham-Humor in Hai-Kostümen verzichtet werden. Jay Zs bessere Hälfte Beyoncé nutzte allerdings den Moment der uneingeschränkten weltweiten Aufmerksamkeit, um dem eigentlichen Hauptact, Coldplay, die Show und das Momentum zu nehmen. Das ist wenig verwunderlich. Bühnen dieser Größenordnung dominiert die 34-jährige Entertainerin nach wie vor mühelos. Auch dieses Mal zeigte sich erneut: das Alter scheint an Beyoncé Giselle Knowles-Carter nach wie vor vorbeizurauschen.
Während die Band um Sänger Chris Martin allmählich in Belanglosigkeiten abdriftet und abermals genüsslich von vergangenen Lorbeeren zehrt, Bruno Mars hingegen nach dem Auftritt an gleicher Stelle im Jahre 2014 eine ordentliche, aber eben schon da gewesene Performance ablieferte, triggerte Beyoncé mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Promo-Maschienerie. Das Outfit, eine Anlehnung an Michael Jacksons Outfit zur Halbzeit-Show 1993, passte und die Tanzmoves saßen. Wer die Show verpasst hat, kann sie hier noch einmal in voller Länge ansehen.
Neben der Ankündigung der »Formation World Tour« und zwei bestätigten Terminen in Deutschland (Düsseldorf und Frankfurt), nutzte die Texanerin die Gunst der Stunde, um dem zum ersten Mal live aufgeführten gleichnamigen Song »Formation« offizielle Visuals zu verpassen. Darin schießt sie unter anderem gegen Nerven strapazierenden Fotografen-Terror, antwortet der üblichen Hateration, inszeniert sich gleichsam aber auch auf einem sinkenden Polizeifahrzeug – ein Seitenhieb gegen die ansteigende Polizeigewalt, der insbesondere die afroamerikanische Bevölkerung in den USA oft unbemerkt ausgesetzt ist. Natürlich verpackt ’Yoncé das Ganze in üblich-tagesaktueller Shakebarkeit. Das Video, gedreht in New Orleans, erinnert dabei aber größtenteils an die Unwetterkatastrophe 2005, bei der der Wirbelsturm »Katrina« weite Teile der US-amerikanischen Süd-Ostküste dem Erdboden gleich machte. Mehr als zehn Jahre danach scheint das Bild ein ähnliches. Eine auf den Trümmern tanzende, ertrinkende Gesellschaft.