Ahzumjot – Raum // Review

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(Ahzumjot / spinnup)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Fragt mal rum in eurem Freundeskreis, wie selbstverständlich es noch ist, ein lineares Album top-to-bottom zu hören! Immerhin birgt die traditionelle Vorstellung eines statischen Albums inklusive Auskopplung von Singles die Gefahr, bestimmten Tracks nicht genügend Aufmerksamkeit schenken zu können. Grund ist auch die Algorithmen-Mechanik der Streaming-Plattformen, ausgesuchten Songs exponentiell viel Klick-Hype aufzuladen, während gleichwertige Kunstwerke auf der Strecke bleiben können. »RAUM« wagt sich dagegen auf innovatives Neuland. Seit einiger Zeit bereits erscheintt Ahzumjots ungewisses Großprojekt. Dabei erweiterte sich in unregelmäßigen Abständen nach und nach die Tracklist. Ursprünglich als verunglückte Instrumental-EP angelegt, ist die Playlist nun zu einem amtlichen 15 Track starken Album angewachsen. Zum Glück muss man sagen. So bleiben einem mit »IHEOA«, »Backup« und »Nur dass du weißt« (Bööööööh, Credibil!) Alans vergleichsweise härtere Tracks nicht vorenthalten. »RAUM« versteht sich aber vor allem auf einer intimen Ebene. Einerseits gilt das Studio, in dem produziert und aufgenommen wird, als hermetisch abgeriegelte Spielfläche. Alles darf und muss erlaubt sein. So fügen sich mit »FIL1 CUTOFF 16HZ« und »Deine Vibes« housige Interludes stimmig in das Gesamtkonzept. Man fühlt sich nahezu provoziert, den künstlerischen Schaffens-­Vibe miterleben zu wollen. Andererseits ist das aber nur ein abstrakter Gedanke. Trotz der zum Großteil selbst produzierten Stücke bleibt Platz für Fremdmaterial, sprich: Features. Dank Beiträgen von Chima Ede, Lance Butters, LGoony & Crack Ignaz kann insbesondere bei erster vollständiger Durchsicht nahezu alles passieren. Der Wunsch nach vollständiger Intimität, den Künstler wie Frank Ocean absurd gut durchdeklinieren, löst sich so allerdings wieder auf. Aber »RAUM« ist ganz klar Experiment. Gespielt wird mit Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Wer mit der Playlist von Beginn an vertraut ist, genießt einen anderen Zugang zu dem Projekt, als jemand, der zum ersten Mal in die vollständige Tracklist eintaucht. Ob das Experiment Playlist geglückt ist, bleibt letztlich Glaubensfrage. Immerhin ist der Stein, alternatives Musikmarketing ins Rollen zu bringen, konsequenter angestoßen worden, als es Team Drake vormachen wollte.

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