(Vindig/Groove Attack)
Als sich Texta und die Jungs vom Topf 1994 in Linz kennenlernten, war weiß Gott noch nicht abzusehen, welchen Weg die beiden Gruppen gehen, geschweige denn, dass sie auch zwanzig Jahre später noch am Start sein würden. Sind sie aber. Und in Sachen Bock und Attitüde könnte man fast meinen, die Zeit sei stehengeblieben, denn »die letzten Quastenflosser aus der Advanced-Chemistry-Zeit« rocken auf ihrem ersten Kollaboalbum mit unveränderter Leichtigkeit und Spaß an der Sache. Klar, die Themen haben sich ein wenig verändert, Songs wie »Parkbankphilosophie« – »Selbstreflexion ohne Schminkspiegel« – oder »Babyboombap«, in dem die MCs Anekdoten aus ihrem Vaterdasein zum Besten geben, wären damals noch nicht drin gewesen. Aber wenn Wunder über sein Töchterchen erzählt, »schlechte Laune verfliegt auch so schnell wie sie kam/Achtzig Zentimeter reichen, um die Welt zu umarmen«, dann kickt einen diese ehrliche Liebesbekundung mehr als jede Punchline. Aber auf »#HMLR« geht es natürlich nicht nur um Altherrenthemen. Die Jungs sind nach wie vor »der Montagmorgen für die ganzen Sonntagsrapper«. Besonders deutlich wird das im schönen Titeltrack und einem Song wie »Befehlskette«, weil die sieben MCs darin am meisten Kapital aus ihrer Mannschaftsstärke schlagen, indem sie ihre unterschiedlichen Rap-Styles zusätzlich durch schöne Flow-Variationen auflockern. Überhaupt: Den Bedenken, zu viele Köche könnten den Soundbrei verderben, setzen die Jungs nicht nur ihr unbestrittenes Können, sondern eben auch dekadenlange Erfahrung und ein blindes Verständnis füreinander entgegen, sodass »#HMLR« in keiner Sekunde nach einem lieblosen Projekt zum Geldverdienen klingt, sondern stets nach einer gemeinsam gewachsenen Herzensangelegenheit. Klar, wer vertonte Zeitgeistigkeit und zukunftsweisende Sounddesigns erwartet, wird hier nicht fündig werden. Aber »das ist wie wir’s tun« – und das ist auch gut so, denn: »Sieben MCs, TNT, die Typen haben’s im Blut/… Das beste Dream team seit Han und Luke.«