(Buback Tonträger/Indigo)
Vor mir liegt vielleicht die größte Überraschung des Jahres. Zugegeben, ich hatte Zugezogen Maskulin zuvor nicht wirklich auf dem Schirm. Zu schrill, zu albern die Aufmachung, und ja, irgendwie langweilte mich auch der Bandname. Dann kam die Vertragsunterzeichnung beim Qualitätshaus Buback (das immerhin seit einer halben Ewigkeit keinen Rap-Act mehr unter seine Fittiche genommen hat), und dann die Promo-Disc dieser EP. Mit einem Kreuz in handgemalter Optik auf dem Cover, so etwas weckt Aufmerksamkeit. Einfach, aber ist so. Dann zum ersten Mal »Frosch« gehört. Von der klanglichen Ästhetik auf Anhieb angefixt; von dem lyrischen Horrorcore in der Light-Variante, der wahnsinnig bildhaft klingt und dennoch bis in die Hook hinein funktioniert, werde ich kurzum in die richtige Stimmung versetzt. Die nächste halbe Stunde komme ich nicht los von dieser Platte. Da ist die Hinterland-Anti-Hymne »Crystal Meth in Brandenburg«, die die hoffnungslose (und gerade deswegen vielleicht perfekte) Ergänzung zu Moritz von Uslars Buch »Deutschboden«, das die bis dato treffendsten Betrachtungen der Berlin umgebenden Provinz liefert. Da ist ein Song wie »Der kommende Aufstand«, der die gesellschaftliche Anspannung unserer Zeit apokalyptisch auflöst. Und so geht es weiter. Grim104 umkreist mit seinen Texten Themen wie Rebellion, Perspektivlosigkeit und die Ohnmacht gegenüber einer starren Gesellschaft, behält dabei aber auch immer die eigene Szene im Blick. Diese Platte ist das Gegenteil von Wohlfühl-Musik und bleibt mir unbequem im Halse stecken. Das liegt vor allem daran, dass grim104 mit seinem Produzenten Kenji451 eine runde Song-Sammlung zusammengestellt hat, die neben Horrorcore noch Cloud-Rap und den Westberliner Untergrund der Vergangenheit zitiert. Zudem tönt sie ungemein atmosphärisch und dicht. Ruhe gönnt mir diese EP erst nach dem Ende der 30 Minuten Laufzeit. So lange prasseln prägnante, sprachliche Bilder ohne Unterlass auf mich ein. Danach fühle ich mich irgendwie bedrückt, aufgewühlt. Ich bin begeistert.
[…] Debütalbum von der Sehnsucht nach dem großen Knall, der niemals kommt.” Und auch in anderen Medien wird der Rapper und das Album in höchsten Tönen gelobt. Ich selbst bin beim Autofahren im […]
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