Rapkreation: Der Kiez ist die Crew // HipHope

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Drei Freunde aus Kreuzberger Kindertagen. Zwei sind Rapper, einer quasi Manager. Eine familiäre Basis, die sich an diesen Berufsbezeichnungen eher stößt, weil man als größeres Ganzes arbeitet: Rapkreation lebt kreativ vom Austausch mit dem künstlerischen Freundeskreis und dem stabilen Kiez-Support aus 361.

Anfangs gab’s Freestyles auf der Straße und Träumereien zu staatlichen Fördergeldern und eigenem Studio. Die ersten so entstandenen Aufnahmen werden im Kiez positiv aufgenommen und ziehen eine ganze Reihe an Live-Shows in Berlin nach sich. Kunst jeglicher Art hat RapK schon früh interessiert und die musikalischen Prägungen waren divers: Samy und Savas, Dancehall, Baile Funk und afrikanische Rhythmen waren willkommene Reize, durch die das Projekt über die Zeit einen eigenen Sound fand.

Der künstlerische Anspruch an die Musik: keine Fließbandarbeit mit geierndem Blick auf die Deutschrap-Playlists. Stattdessen tüftelt man mit Liebe an Unikaten, bis alles sitzt. Live-tauglich müssen die Songs sein, denn auf der Bühne kann man nicht tricksen – Rapkreation lieben die direkte Resonanz des Publikums. Ihr Sound ist offen für Dancehall, Grime und französische Trap-Einflüsse, die sie mit Producer MotB Moshpit-tauglich vertexten. So erzählt man Geschichten aus dem eigenen Leben unter dem Credo »aus Minimal Maximal rausholen«. Konkret bedeutet das, ihr in Film, Schauspiel oder Grafik tätiges Netzwerk von Freunden für gemeinsame Projekte zu mobilisieren und Kiezhymnen zu schreiben. Die genaue Vorstellung ihrer Ästhetik verzettelt sich dabei nicht in gekünstelter Inszenierung oder ausbeuterischen Bildern, die Arbeiterherkunft, Crime Life oder Kreuzberg als mystisch-verlockenden Moloch mit Ghettoromantik präsentieren. Racial Profiling, Maloche, Armut, Drogen im Bezirk: All das wird gerappt – wenn auch nicht in große politische Reden verpackt, sondern eher prägnant wie in »Schwarzer Hoodie«: »Was ist schon groß dabei, fick die Polizei!«

Rapkreation machen keinen Hehl aus ihrer Liebe zu Graffiti, ohne sich damit profilieren zu müssen. Das gilt auch für ihr progressives Frauenbild: Rapkreation-Texte kommen ohne objektifizierende Zeilen aus. In ihren Videos treten Frauen als Figuren auf, die gleichberechtigt malen und moshen. Das alles soll für sich sprechen: Bis dato hat die Crew abseits ihrer Kunst kein großes Mitteilungsbedürfnis. So wird Mucke gemacht mit Freunden oder Leuten, die man organisch kennenlernt. Passt der Sound eines fertigen Projekts nicht, landet es unveröffentlicht im Archiv. Die drei bisher erschienenen RapK-EPs mit Features von Kwam.E bis BHZ sowie ihre bereits gesammelte Live-Erfahrung zeigen ein Gespür für konzeptionell-kreative Arbeit und Hunger auf mehr ungestreckten Rap – alles Dinge, die Rap-Herzen höher schlagen lassen. Und die Rapkreation in Zukunft hoffentlich auch auf Albumlänge umsetzen.

Text: Naima Limdighri
Foto: Frank Weber

Dieses Feature erschien in JUICE 193. Aktuelle und ältere Ausgaben könnt ihr versandkostenfrei im Onlineshop bestellen.

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