Vega – V // Review

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(Urbane / Universal Music)

Wertung: Vier Kronen

Pathos ist per Definition ein leidenschaftlich-bewegter Gefühlsausdruck. Dabei könnte die Definition von Pathos einfach auch ein weiterführender Link zur Diskografie von Vega sein. In der überdimensionalen Präsentation von großen Gefühlen und musikalischen Manifesten über Zusammenhalt, Freundschaft und Lokalpatriotismus ist der Frankfurter zu Hause, macht es sich bequem und staffiert die Wände mit immer neuen Bildern der Vergangenheit aus. Auch auf »V« balanciert er wieder auf der stecknadeldünnen Grenze zwischen wuchtigen Hymnen und Straßenkitsch. Der gottesfürchtige, vegane, gefühlige, sympathische Eintracht-Ultra vermeidet dabei komplette Fehltritte und schreibt mit Songs wie »Winter in Frankfurt« mitunter die besten Stadtliebeserklärungen, in denen die Pointe wichtiger ist als komplexe Reimstrukturen. Bei den Produzenten von Timo Krämer über Johnny Illstrument bis zu The Cratez ist dafür immer ein Tick zu viel Hall auf der Snare und ein bisschen zu viel Drama in den Strings. Das passt aber zum »Album, das mit Blut geschrieben« ist. Passt zu den Features Moses Pelham, Credibil, Face und einem mal wieder straight spittenden Casper. Passt zu den turmhohen Häuserfassaden der Bankenstadt und zu Videos, in denen sich Pyros im Asphalt spiegeln. Vega ist immer noch auf der Suche nach den ganz großen Emotionen, findet sie und presst sie in überdurchschnittliche bis gute Songs, die von Volumen träumen, gelegentlich aber mit Luft im Bauch aufwachen, die ihnen nach und nach ausgeht. Dabei ist er immer noch »mit denselben Jungs wie damals zur Jahrtausendwende« (»Was ihr wollt«). Wenn er im Outro selbstbewusst rappt, dass dieses Album sein bestes ist, nickt man gerne zustimmend. Allerdings immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass der Mainstädter auf »V« versucht, seine etablierten Markenzeichen als neu zu verkaufen, aber das Design nur marginal geändert hat. Pathos wird per Definition auch manchmal abwertend benutzt. Bei Vega bleibt es neutral betrachteter Ist-Zustand.

Text: Arne Lehrke

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