Es ist eine kleine Sensation: am Montag gewannen 21 Graffiti-Künstler einen spektakulären Rechtsstreit gegen einen Immobilienunternehmer. Hintergrund war der Abriss eines 2013 verkauften Grundstücks in Queens, New York City auf dem sich die legendären Hall Of Fame »5 Pointz« befunden hatte.
»5 Pointz« war über zwei Dekaden eine legale Malfläche und Pilgerstätte für Graffiti-Künstler aus der ganzen Welt – bis Gebäudeinhaber Jerry Wolkoff, der den kreativen Betrieb zuvor jahrelange geduldet hatte, 2013 unangekündigt beschloss, die alte Fabrikhalle zu renovieren und dann zu beseitigen. Der Grund? Platz für Luxuswohnungen. So wurden während der Bauarbeiten beinahe 50 Graffitis übermalt – offenbar widerrechtlich, wie ein Gericht nach einer Jury-Einschätzung in New York nun entschied, nachdem die betroffenen Writer gemeinsam gegen Wolkoff geklagt hatten. Laut des aktuellen Urteils handelte es sich hierbei um eine mutwillige Zerstörung von anerkannten Kunstwerken. Die Künstler erhalten nun eine Schadensersatzsumme von 6,7 Millionen US-Dollar.
Dieser Schritt bedeutet nicht nur eine Genugtuung für die betroffenen Künstler, sondern kann durchaus als politisches Signal für die internationale Street-Art-Szene gewichtet werden. Die alte Frage, ob Graffiti nun Kunst sei oder nicht, wurde hier juristisch so umfangreich wie selten in der Kunstgeschichte untersucht – und obendrein in 45 von 49 Fällen mit »Ja« beantwortet. Inwiefern sich auch andere Gerichte an diesem Fall orientieren werden, bleibt abzuwarten.