Kroko Jack – Extra Ordinär // Review

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(Irievibrations Records / Groove attack)

Wertung: Drei Kronen

Deutschland, gräme dich nicht länger wegen der Frage: Jamaika oder GroKo? Das verlockendere Package kommt jetzt aus Österreich: Kroko und Jamaika! Der Linzer Markus Höflinger verquirlt auf seiner zweiten Platte als Kroko Jack Dancehall, Reggae und Trap zu einer ­Mischung, die man so noch nicht gehört hat. Seine Geheimzutat ist der oberösterreichische Dialekt: Dieser melodiöse Zungenschlag eignet sich hervorragend für einen Singjay. Auf Tracks wie »Hois üba Kopf« und »9mm« übersetzt er den jamaikanischen Vibe ins Deutsche, als wäre es das Natürlichste der Welt. »Bledsinn«, ein schnörkelloses Statement zur Flüchtlingsbewegung (»Alle Grenzen sind Blödsinn!«), klingt, als hätte Hans Söllner den HipHop entdeckt. Kunstvoll biegt Höflinger die Silben, bis sie zueinander passen, sein Flow wirkt mühelos. Dafür verehrt ihn fast jeder relevante Popmusiker aus Österreich. Einige davon sind hier vertreten: Crack Ignaz lässt sich auf »Fliagn« vom Meister schoolen. RAF Camora, seit 2006 gern gesehener Gast auf Höflingers Platten, erinnert bei »Test Me« daran, wessen Idee das mit dem deutschsprachigen Dancehall war: »Die ersten waren wir!« Und Bilderbuch spenden ein Sample ihres Hits »Maschin« für die Single »Vadient«. Im Video tauschen Kroko Jack und Skero den gelben Lamborghini gegen einen popligen Mini-Fiat. Und wenn zu den Fanfaren plötzlich Papa Schlumpf in den Lyrics auftaucht, ahnt man, dass das Original als definitive Version ausgedient haben könnte. Ein Jammer, dass man den Sprachwitz und die Sauereien in weiten Teilen Deutschlands nur erahnen kann. Höflinger kennt das ja. Er hat in den vergangen zwanzig Jahren wegweisende Alben veröffentlicht, als Tibor Foco und mit Sodom & Gomorrah etwa. Leider hat sie hierzulande kaum jemand gehört. Das ist Kroko Jack egal. »Mir ist es wurst, ob mich der Preuße gut kennt«, rappt er (hier zum besseren Verständnis auf Hochdeutsch wiedergegeben). »Mein Dialekt ist eine wunderschöne Sprache.« Da hat er recht. Aber vielleicht hilft der aktuelle Hype um HipHop aus Österreich ja doch, das Talent dieses Exoten endlich einer größeren Öffentlichkeit zu offenbaren. Allen Sprachbarrieren zum Trotz: Er hätt’s vadient. Und Deutschland auch.

Text: Reiner Reitsamer

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