Man kann es als Urknall bezeichnen. Jahrelang fristete Rap aus Toronto ein Dasein als Fußnote in der HipHop-Geschichtsschreibung – schwappten doch allenfalls Mittelklasse-Rapper wie Kardinal Offishall oder k-os mit okayen Singles, aber fehlendem Pop-Appeal über die Staatsgrenzen. Die größte Stadt Kanadas wirkte – auch in Anbetracht ihrer Größe von rund zweieinhalb Millionen Einwohnern – aus HipHop-Sicht eher wie ein Provinznest. Doch dann kam Drake. Und veränderte alles. Die Dokumentation »6ix Rising: Toronto’s Rap Ascendence« der US-Kollegen von Noisey nimmt das Treiben in der Metropole am Ontariosee nun genauer unter die Lupe.
Mehr als Drake, Weeknd oder Tory Lanez
»In Toronto hat es immer viele Talente gegeben, aber die Leute haben es nicht erkannt. Drake hat das entscheidende Signal gegeben«, lässt sich Keith Bell zitieren, der als Engineer für Friyie arbeitet. Er und das Money Team erlangten erst Mitte dieses Jahres größere Aufmerksamkeit, als Floyd Mayweather im Zuge der Promo-Tour zu seinem Kampf gegen Conor McGregor begann, seine Musik in die Öffentlichkeit zu tragen. Auch Mayweather hat erkannt: in Toronto brodelt es.
»Als Drake und Weeknd ihren Durchbruch hatten, haben wir gesehen, dass man es wirklich schaffen kann. Das war für viele Motivation, noch härter an sich zu arbeiten«, ergänzt Jazz Cartier, der von den sämtlichen Protagonisten des einstündigen Films vermutlich der Bekannteste ist.
Neben Interviews mit Jimmy Prime und den Prime Boys, Fridai Nite, Friyie, Big Lean oder dem Kollektiv CMDWN, begleitet die Doku den Zuschauer auch durch die verschiedenen Bezirke Torontos. Vom heruntergekommen Sozialbrennpunkt Jane and Finch bis hin zum zunehmend gentrifizierten Downtown erhält man hierin in unaufgeregter Erzählweise einen intimen Einblick in eine Stadt und ihre Rap-Szene, die hungrig, kreativ und alles andere als provinziell ist. 6 on it.