»Das, was ich auf der Straße erlebt und gesehen habe, das kann dir kein Autor schreiben« // Der »4 Blocks«-Cast im Interview

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Rauland Taleb

Wie bist du zur Schauspielerei gekommen?
Als Kind hatte ich Actionfiguren, in deren Welt ich so tief eingetaucht bin, als wäre ich dabei – dadurch habe ich die ersten Weichen für die Schauspielerei gestellt. Ich hatte immer eine tiefe Sehnsucht zum Theater und habe mich dann mit 17 an der Schauspielschule in Nürnberg beworben, wurde direkt genommen und habe da meine Ausbildung gemacht. Die haben mir aber gleich gesagt: »Wir müssen noch viel mit dir arbeiten!« (lacht)

Was war das Schwierigste dort?
Akzeptiert zu werden. Ich bin erst nach drei Monaten zu meiner Klasse dazugestoßen, und das fanden die alle nicht so geil. Da war sehr viel Drama, aber dieser Kampf hat mich geformt. Ich hatte tolle Lehrer und habe aus dieser Zeit sehr viel mitgenommen, bin mutiger und selbstsicherer geworden.

Wolltest du schonmal alles hinschmeißen?
Ja, tatsächlich – weil ich kein Geld mehr hatte. Tagsüber war ich in der Schauspielschule, habe abends versucht, mein Abi nachzuholen, und an den Wochenenden bei McDonald’s Tabletts saubergemacht. Das war eine sehr heftige, aber auch sehr prägende und lehrreiche Zeit für mich. Da habe ich mich als Mensch stark verändert, mich weiterentwickelt.

Wie haben deine Eltern reagiert, als du ihnen von deinen Schauspielplänen erzählt hast?
Mein Vater fand’s nicht so toll, nach dem Motto: Kannst du denn davon leben? Ist das nicht eher ein Hobby? Aber nachdem sie gesehen haben, dass es läuft, dass ich Aufträge bekomme und im Fernsehen zu sehen bin, hat das umgeschlagen. Jetzt sind sie stolz und protzen groß rum bei den Verwandten: »Was macht dein Sohn? Ach ja, interessant. Unser Sohn ist ja Schauspieler.« (lacht)

In der ersten Staffel von »4 Blocks« wurdest du angepisst. Fanden sie das schlimm?
Sie haben »4 Blocks« noch nicht gesehen. Die freuen sich bloß immer, wenn ich in der ARD oder im ZDF zu sehen bin. Und dann fragen sie immer: »Warum bist du denn wieder der Böse? Kannst du nicht mal einen lieben Studenten spielen?« Eltern halt: Die haben immer was zu ­meckern. (lacht)

Aber an ihrer Kritik ist schon ein bisschen was dran. Du spielst häufig Verbrecher.
Stimmt, aber die Charaktere haben immer einen positiven Twist. Das sind nie Arschlöcher, sondern die tun einem leid. Das ist mir auch wichtig, denn dann kann ich die Rollen gut ausfüllen.

»Wenn du mit Kida spielst – heftig! Da kriegst du Gänsehaut. Der Typ ist einfach real.«(Rauand Taleb)

Hast du schauspielerische Vorbilder?
Robert De Niro. Ich schaue mir aber nur seine alten Sachen an.

Wie bist du an die Rolle des Zeki in »4 Blocks« gekommen?
Ich hatte im Netz davon gelesen und hab meiner Agentin gesagt, dass ich da unbedingt mitmachen will! Ich habe dann auch direkt mit Emilio Sakraya spielen können, allerdings hatten wir noch die Rolle des jeweils anderen. Dann hat Marvin, der Regisseur, aber zu mir gesagt: »Nein, ich will dich als den kleinen Giftigen, den Wichser. Als den Joe Pesci. Probier das mal!« Und das hat super gepasst. Den Zeki fand ich auch spannender, lebendiger. Mehr Action.

Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?
Ich wollte auf keinen Fall so tun, als ob. Ich habe einfach gespielt und mich daran erinnert, wie ich selbst als Jugendlicher war – obwohl ich nie gedealt habe. Ich war zwar nicht so extrem, aber auch sehr vorlaut. Heute bin ich viel ruhiger, nicht mehr so wild.

Hat die Serie dein Leben verändert?
Total. Seitdem werde ich auf der Straße angesprochen, Leute wollen ein Foto mit mir – das kannte ich vorher nicht. Die Rolle des Zeki hat mich krass nach vorne gebracht, seither haben die Leute mich auf dem Schirm.

Was macht »4 Blocks« aus?
Diese Natürlichkeit, diese Lebendigkeit, und auch die Brutalität. Man liest ja immer mal was von Abu Chaker, Großfamilien, dies und das. Aber keiner wusste, was da eigentlich abgeht. Jetzt wissen sie es.

Findest du es eigentlich gut, dass so viele Rollen mit Rappern statt gelernten Schauspielern besetzt wurden?
Veysel und Massiv, die machen das super – keine Frage. Man sollte allerdings niemanden nur wegen der Zahl seiner ­Follower besetzen, denn sonst riskiert man, dass die Qualität leidet.

Also merkst du einen Unterschied, ob jemand Schauspiel studiert hat oder nicht?
Ja, klar. Das merkst du schon am Tonfall, dass da keine Stütze ist, dass jemand nicht aus dem Bauch spricht. Ein Profi gibt dir richtig einen mit. Wenn du mit Kida spielst – heftig! Da kriegst du Gänsehaut. Der Typ ist einfach real. Der fickt dich!

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