21 Savage, Offset, Metro Boomin – Without Warning // Review

-

(Slaughter Gang / Epic Records)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Ein besseres Timing hätte es in jeglicher Hinsicht nicht geben können. Pünktlich zum Ende der goldenen Jahreszeit, als spätsommerliche Romantik kontrastarmer, grauer Kälte weicht, droppen mit 21 Savage, Offset und Metro Boomin drei der relevantesten Künstler des Jetzt-Rap ein gemeinsames Projekt. Mord, Dunkelheit, Horror, Blut, Dystopie – »Without Warning« ist dunkel. Und vor allem: ignorant. Als dreiköpfiger Sensemann zieht das Trio Infernale pünktlich zu Halloween eine große Schneise durch US-Rap und zeigt, wer den 2017er-Trap-Sound diktiert. Während in Prä- und Post-»Culture«-Zeiten Quavo noch als Migos-Standout galt, hat sich Offset zum prägendsten Rapper (sprich: Reaper) in Übersee gemausert. Und obwohl man ihn und 21 Savage zunächst in diesselbe Soundsparte einordnen will, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Vielleicht gab es in den vergangenen Jahren kein Kollabo-Album, das die Stärken der einzelnen Protagonisten so passend zu einem perfekt ausbalancierten Gesamtkonstrukt gebündelt hat. Und das nicht mal berechnend. Wenn 21 mit der brutalen Ignoranz, mit der er zuletzt 2015 im »Savage Mode« durch US-Rap senste, Mord, Totschlag und Gewalt über minimalistisches 808-Gewummer von Metro Boomin behandelt, dann ist das einfach echt: »You might got a pistol but this stick is way bigger/I call it KKK cause my choppa hate n*****«, näselt er, und man will ihm wirklich nicht in den dunklen Straßen der Zone 6 in Atlanta begegnen. Sobald das Ganze in monotoner Stumpfsinnigkeit abzurutschen droht, werden Twennyones mit teils ermüdendem Desinteresse vorgetragenen Abhandlungen über Gang-Shit durch Offsets Chamäleon-Flow und sein unfassbares Ablib-Game aufgefrischt, und man ist wieder voll da. »Without Warning« ist auf die Essenz reduzierter Friedhof-Trap, der die nihilistische Grundstimmung einer Generation, der zwischen Percocets-Betäubung und Empathielosigkeit vieles egal zu sein scheint, als kaltes Stück Dystopie interpretiert. Trotz des pessimistischen Rahmens gehören die »WW«-Cuts seit Wochen in das Repertoire jedes Club-DJs. Stripclub-Hymnen (»Ric Flair Drip«) und Stunna-Songs (»Run Up The Racks«) halten den Drive drin. Man kann sagen: So muss Trap-Musik 2017 klingen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein