In den Gassen Salzburgs erzählt man sich Geschichten aus der Unterwelt. Unbeeindruckt von den Gerüchten auf der Straße gehen Young Krillin und Crack Ignaz als »Bullies in Pullis« tüchtig ihrem Business nach und ahnen nichts von der bevorstehenden Bedrohung. Musikalisch werden die vertonten Abenteuer von den Produzenten Clefco und Fid Mella unterstützt. Wie das Vierer-Gespann zusammenkam, um die Stadt vom Bösen zu befreien, und ob ein Song von Falco zur Rettung beitragen konnte, haben sie uns im Interview verraten.
Woher kommt eigentlich der Titel »Bullies in Pullis«? Und warum nun Teil zwei?
Young Krillin: »Bullies in Pullis« war von uns beiden damals das erste gemeinsame kompakte Release. Das jetzige Album knüpft nun an das damalige an, also sollte es auch so heißen. Allerdings darf es nicht als reine Fortsetzung des Vorgängers verstanden werden. Wir haben damals den Großteil in Eigenregie gemacht, auch Beats und Cover.
Crack Ignaz: »Bullies in Pullis« kann auf jeden Fall als Legacy gesehen werden!
Wie kam die Zusammenarbeit mit den Produzenten Fid Mella und Clefco zustande?
Crack Ignaz: Die ist zufällig über Krillin entstanden.
Young Krillin: Über Twitter. Das Tolle an Twitter ist ja, dass man mit den Leuten direkt kommunizieren kann. Bei Facebook ist es immer so ein Glücksding, ob jemand deine Sachen überhaupt liest. Ich bin mega Fan von Clefco. Irgendwann haben wir miteinander geschrieben und angefangen, Beats für gemeinsame Tracks auszutauschen. In diesem Zusammenhang hat die Idee von Ignaz und mir, »Bullies in Pullis II« zu machen, konkretere Züge angenommen – und dann ist eins zum anderen gekommen.
Crack Ignaz: Die Konstellation war extrem nice und hat so gut gepasst, dass wir beschlossen haben, das Album zu viert zu machen.
Inwiefern spürt man den Spirit von Gödlife auf dem neuen Album?
Crack Ignaz: Gödlife ist omnipräsent! Jeder Aspekt des Werdegangs eines Bullies ist durchzogen von Gödlife.
Young Krillin: Natürlich zu 100%. Wir beide feiern das Album extrem – und so hat es ja überhaupt erst angefangen: Dass wir den Scheiß feiern, den wir machen, und keine Kompromisse dabei eingehen.
Welche Stimmungen und Gefühle sind zwischen den Lines versteckt?
Crack Ignaz: Schwer zu beschreiben. Das neue Album ist eine Reise …
Young Krillin: Eigentlich wird wirklich jede Stimmung, die es gibt, einmal gespiegelt. Auch wenn es nicht autobiografisch ist, da die Bullies in Pullis zwei abstrakte Personen sind, steckt natürlich immer etwas von uns persönlich mit drin. Vielleicht kann man es so festhalten: Die Gefühle sind echt, aber die Storys sind es nicht.
Crack Ignaz: Das Album hat auf jeden Fall Hochgefühle und Tiefpunkte.
Gelebter Hedonismus spielt in euren Texten eine große Rolle. Woher nehmt ihr die Inspiration?
Young Krillin: Hedonismus an sich ist ja immer aus dem Leben gegriffen und ist deshalb auch immer authentisch. Negative Gefühle wie Depression geben positiven wie Freude die Hand. Die beiden Extreme ziehen sich auf jeden Fall durch das Album.
Crack Ignaz: In vielen Fällen ist Hedonismus ja nur ein Mittel, um bestimmte Situationen überzeichnet darzustellen. Aber grundsätzlich würde ich es eher als swaggy bezeichnen, nicht hedonistisch.
Ihr rappt beide in Mundart, habt die Hörspielparts aber auf Hochdeutsch eingesprochen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Crack Ignaz: Es hat einfach mehr Spaß gemacht und sich richtig angefühlt, es so zu machen.
Young Krillin: Die Sequenzen werden in anderen Stimmlagen gesprochen, teilweise auch auf Serbisch, was wieder etwas Autobiografisches hat. Das war keine bewusste Entscheidung, eher intuitiv. Aber sicherlich wird dadurch noch klarer, dass es sich um fiktive Rollen handelt, die eine Geschichte erzählen.
Welche Rolle spielt eure Freundschaft?
Crack Ignaz: Krillin und mich verbindet eine jahrelange Freundschaft, und das hat in diesem Projekt natürlich eine tragende Rolle gespielt.
Young Krillin: Freundschaft ist auf jeden Fall ein entscheidender Faktor. Der Spaßfaktor bei der Arbeit ist natürlich ein ganz anderer, und man kann sich auf eine ganz andere Art und Weise gegenseitig pushen. Wir haben uns auch beide inzwischen künstlerisch in eine etwas andere Richtung entwickelt und konnten uns musikalisch auf einem neuen Level für dieses Projekt begegnen.
Wird man euch dieses Jahr gemeinsam live sehen können?
Young Krillin: Es wird einen kleinen Gig in München und eine Listening Session in Wien geben. Mehr haben wir nicht geplant.
Was findet ihr im Deutschrap derzeit langweilig?
Young Krillin: Übertriebene Obsession mit Trap. Das soll jetzt kein Statement gegen Trap sein, doch dass es derzeit kaum etwas anderes gibt, nervt leider.
Crack Ignaz: Ganz Deutschrap ist derzeit superlangweilig. Ich war eine Zeitlang ziemlich tief drinnen in diesem Sog – aber es fühlt sich, vor allem mental, sehr gut an, dort wieder raus zu sein. Ich respektiere alle Künstler, aber es ist auch sehr gut, Abstand davon zu haben.
Vor kurzem war der 20. Todestag von Falco. Hat der eine Bedeutung für euch und euer kreatives Schaffen?
Young Krillin: Nein, ich war nie Fan und hab nie seine Musik gehört. Aber natürlich bin ich, als ich angefangen habe, mich mit Rap zu beschäftigen, auch über Falco gestolpert. Er war einfach der Künstler im deutschsprachigen Raum, der Sprechgesang so populär gemacht hat.
Crack Ignaz: Fuck no. Natürlich ist er ein Mensch, der in der Entwicklung von Musik einen Beitrag geleistet hat, wie unzählige andere Künstler es auch getan haben. Aber konkret hab ich mit Falco nichts am Hut, und diese Überglorifizierung interessiert mich auch nicht.
War Falco nicht wichtig für die musikalische Entwicklung von deutschsprachigem Rap?
Young Krillin: Ich denke nicht. Damals haben die Leute das halt gefeiert, weil es sich gut angehört hat. Seine Musik war einfach Popmusik und nicht wirklich im Rap-Genre verankert. Sicherlich gibt es in Österreich bedeutendere Leute im Bereich Rap und HipHop wie zum Beispiel Kroko Jack.
Crack Ignaz: Lasst den Mann doch in Frieden ruhen.
Text: Catherine Hazotte
Foto: Leana
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