YNW Melly – We All Shine // Review

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(P2019)

Noch so ein 19-jähriger Soundcloud-Rapper mit irgendeiner Buchstabenkombination im Künstlernamen. Blickt da noch irgendjemand durch? Für alle, die YNW Melly noch nicht auf dem Schirm haben, hier die Kurzfassung: YNW steht für seine Crew namens Young N**** World und Melly kommt von Jamell Maurice Demons. Dieser wiederum kommt aus Florida, begann im Alter von 15 Jahren Songs in die beliebte Wolke hochzula­den und verbrachte einen Teil des Jahres 2017 nach einer Schießerei im Gefängnis. Nach seinem Urlaub hinter schwedischen Gardinen will es der 1999 geborene Melly nun umso mehr wissen und veröffentlicht seitdem konstant Singles, Videos und Mixtapes. Für das neueste Projekt »We All Shine« konnte Demons einen Gastbeitrag von niemand geringerem als Kanye West, passenderweise für den Song »Mixed Personalities«, ergattern. Auf die Frage, ob er von einer musikalischen Größe wie Ye eingeschüchtert gewesen sei, entgegnete Melly in einem Interview, er werde eines Tages ebenfalls als Genie in die Geschichtsbücher eingehen. Mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem Nachwuchstalent also nicht vorwerfen. Neben dem Kanye-Track, der eindeutig Hitpotenzial hat, beweist er auch direkt im überraschenden Opener »City Girls« ein Gespür für Melodien und Beatpicking auf einem house-artigen Instrumental mit Vocal-Sample und Trompeten. Während die Kreativität danach aber erstmal wieder in standardisierte Trap-Produktionen abfällt, sind es nun YNWs juvenil-weirde Art und tatsächlich seine verschiedenen Persönlichkeiten, durch die er mal ein wenig wie Chance The Rapper und mal wie A$AP Ferg klingt – nicht die schlechteste Mixtur. »We All Shine« ist zwar noch einige Querstraßen von einem Geniestreich entfernt, über weite Strecken fährt Melly aber durchaus schon mal in die richtige Richtung.

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