(Melting Pot Music / Groove Attack)
Du kriegst den Jungen aus dem Büdchen, doch das Büdchen nicht aus dem Jungen. Bei Veedel Kaztro scheint schon der erste Teil dieser Weisheit fragwürdig, schließlich benennt der Kölner seine EPs, LPs und eben Tapes konsequent nach seinem Lieblingsörtchen – auch wenn die »Fußball EP« und das »Fenster Zur Strasse« zuletzt ein wenig Abwechslung in die Nomenklatur seiner Diskografie brachten. Niemand verkörpert den Büdchen-Swagger wie der Kölner, der auch auf »Büdchen Tape III« über seinen Alltag, den Rapzirkus und das Weltgeschehen auf eine Weise philosophiert, wie man sie eben dort beim Feierabendbier mit Kumpels besprechen würde: unverkrampft, immer ein wenig sprunghaft, immer mit einer Prise Humor. Und obwohl »Coach Veezy« auf den 13 neuen Songs häufiger politische Themen anspricht, hütet er sich vor dem Versuch, in den drei Minuten eines Songs die Welt zu erklären. Lieber gibt er Denkanstöße oder bezieht klar Stellung, etwa wenn er in »LMS 2017« den Rattenfängern der AfD, PEGIDA-Pissern und homophoben Vollidioten ein wütendes »Lutscht meinen Schwanz!« entgegen wirft. Noch weniger mag Veedel feierwütige und Schlandfahnen schwenkende »Almans«, deren widerwärtiges Verhalten er im gleichnamigen und von Yourz produzierten Song genüsslich aus der Ich-Perspektive zerpflückt. Auch die als Angst getarnte Fremdenfeindlichkeit sogenannter besorgter Bürger porträtiert er in »Angst« aus der Ego-Perspektive, bevor Tami und Simon Grohé die Gegenposition einnehmen. Mit dem Song kippt die unverkrampfte und entspannte Stimmung auf »Büdchen Tape III« in eine ernsthafte und pathetische Richtung, die »Angst«-Schreie hallen wie Hilferufe durch den Refrain des Songs. Diese Theatralik von »Angst« oder dem folgenden »Stadt unter Wasser« steht Veezy allerdings längst nicht so gut wie seine ihm eigene Lässigkeit. Im abschließenden Song definiert er diese deshalb zur »Veezyness«. Schlägt man die im Duden nach, findet man dort ein Bild von Veedel Kaztro – im Büdchen, versteht sich.
Text: Daniel Welsch