Sido – Geboren um frei zu sein

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Sido tanzt zur Zeit auf vielerlei Hochzeiten. Kaum ist der Schulterschluss mit Bushido als »23« unter Dach und Fach bzw. in die CD-Regale der Großhändler gebracht, stehen schon die nächsten Karriere-Moves des Siggi Smallz in den Startlöchern. Beim österreichischen Fernsehsender »ORF« bekommt Raps Dieter Bohlen ab Dezember mit »Blockstars« seine eigene Casting-Show, nachdem er sich als Jurymitglied bei »Die große Chance« bereits in die Herzen vieler (nicht aller) Österreicher kritisierte. Dass er kürzlich mit einer Hitler-Anspielung sich wieder ein paar neue Feinde machte, dürfte den Provokateur nicht sonderlich aus dem Konzept bringen.

Außerdem läuft am 29.12. auch der Film »Blutzbrüdaz« an, bei dem Sido an der Seite von B-Tight einen aufstrebenden Rapper mit Träumen vom großen Durchbruch spielt. Auch wenn die biographische Ebene des Streifens immer wieder abgetan wird – die Parallelen der Geschichten von Otis und Eddy auf der einen und Siggi und Bobby auf der anderen Seite liegen natürlich auf der Hand. Dennoch soll der von Özgür Yildirim gedrehte Film gewollterweise mehr Komödie als Selbstdarstellung geworden sein. Sidos neuer (alter) Kumpel hat ja schon einmal gezeigt, wie man es nicht machen sollte. Hier seht ihr den offiziellen Trailer für »Blutzbrüdaz«:

Da Sido aber natürlich immer noch hauptberuflich als Musiker tätig ist, hat sich der demaskierte Vieleskönner auch um den Soundtrack für den Film gekümmert. Die »Mukke zum Film« erscheint bereits ein paar Wochen früher (am 2. Dezember) und wird neben den zwei Protagonisten auch Beiträge von Favorite, MoTrip, Laas Unltd und Nebendarsteller Alpa Gun beinhalten. Und von Erick Sermon (häh?). Die erste Single-Auskopplung des Soundtracks heißt »Geboren um frei zu sein« und feierte heute Videopremiere.


Sido feat. Rio Reiser — Geboren um frei zu sein – MyVideo

Sido greift in der Nummer den Ton Steine Scherben-Sänger Rio Reiser auf, wie er auf »Wir müssen hier raus« von individueller Entfaltung singt – so wie sie ja auch von den beiden »Blutzbrüdaz« und deren Aufstieg an die Spitze verkörpert wird. Interessanterweise wecken die Bilder von Sido vor und auf einer Berliner Plattenbau-Siedlung Erinnerungen an längst vergangene »Mein Block«-Zeiten. Da stand der einstmalige Reinickendorfer noch auf den unteren Sprossen der Karriereleiter und hatte für seinen Weg nach oben noch einiges an Hustle vor sich. So gesehen vermittelt »Geboren um frei zu sein« vor allem eines: Sido hat es geschafft. Das, wovon Leute wie die fiktiven Charaktere Otis und Eddy träumen, wovon Sido selbst früher träumte – ein Platz an der (in diesem Fall wortwörtlichen) Spitze. Gleichzeitig ist der Song aber auch Ansporn, es Sido gleichzutun, und sich die eigene Freiheit zu erkämpfen. »Mach kaputt, was dich kaputt macht«, ein weiteres Scherben-Schlagwort, das Sido von seinem ursprünglichen kommunistischen Kontext in einen individualistisch-kapitalistischen umbettet.

Komplementiert wird Sidos demonstrativ theatralischer Höhenflug auf Berlins Dächern von Filmausschnitten aus »Blutzbrüdaz«. Irgendwie scheint sich der Kreis zu schließen. Sido ist inzwischen ein so erfolgreicher Rapper geworden, dass er quasi seinen eigenen Kinofilm bekommt. Als Junge aus dem MV konnte er davon damals nur träumen. Jetzt hat der Traum für Siggi ein Happy End.

(ao)

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