Schwesta Ewa – Aywa // Review

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(Alles Oder Nix Records)

Wertung: Vier Kronen

Pimp-Rap kann viele Gesichter haben. Meistens sind diese Gesichter bärtig und neigen zur Übertreibung. Schwesta Ewa macht sich allerdings kein überspitztes Zuhälter-Image zu eigen, sie schneidert sich keine unterhaltsame Kunstfigur zurecht. Ihre Geschichten sind aus dem Leben gegriffen, obwohl sie dennoch oft einen tragischen Hollywoodcharakter haben – die Wirren um ihr Gerichtsverfahren beispielsweise, die direkt im Intro »Mein Geständnis« aufbereitet und mit beklemmenden Hintergrundinformationen zu Ewas Werdegang garniert werden. Natürlich arbeitet auch »Aywa« zuweilen mit pointiert zugespitzter Fiktion, seine stärksten Momente hat das Album aber in den erzählerischen Songs, die ergreifend von den Lebensumständen erzählen, ohne dabei an Härte zu verlieren. Die düstere Downtempo-Instrumentierung passt hervorragend dazu und schmiegt sich in ihrer bedrohlichen, flächigen Machart an Ewas strenge Stimmlage. Die moderne Soundkulisse steht ihr nicht nur deutlich besser zu Gesicht als der bislang präferierte G-Funk, auch die eigene Attitude tritt deutlicher in Erscheinung. Auf »Aywa« inszeniert Ewa sich selbst als skrupellose Geschäftsfrau und legt eines der härtesten Gangstarapalben vor, die Deutschland je hervorgebracht hat. Dieser enge Pinselstrich zieht sich allerdings nicht ohne Brüche durch die Platte: Die Hälfte der Songs kommt mit Gastbeiträgen daher – das ist die schwächere Hälfte. Das liegt nicht an den Auftritten per se, denn fast alle Künstler liefern ordentliche Parts ab. Ewas Stärke liegt allerdings nicht in spektakulären Flows, und so geht sie zuweilen neben ihren Gästen unter, die selbst mit der dichten Atmosphäre brechen, das Rampenlicht für sich in Anspruch nehmen und dadurch immer wieder das eng gewobene Erzählband zerreißen. Das ist schade, denn die glaubhaften Einblicke, die Ewa immer wieder gewährt, sind überaus spannend und stellen einen mehr als konsequenten Nachfolger zum retrospektiven »Kurwa« dar. Mit einem fokussierteren Blick fürs Wesentliche hätte »Aywa« absolutes Klassikerpotenzial gehabt.

Text: Skinny

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