Sam – Kleinstadtkids // Review

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(Chimperator / Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen
Verständlicherweise wollen SAM nicht mehr länger mit Cro-Vergleichen gepiesackt werden und als irgendwie nette, aber eben ­profillose B-Mannschaft des Chimperator-Lagers gelten. Deswegen ist jetzt Konturen schärfen angesagt, eine Identität muss her. Und da sich diese meist in der Jugend und über die Heimat definiert, hört das zweite Album der Brüder Sam und Chelo auf den Namen »Kleinstadtkids« und handelt vom Leben eines eben solchen – zumindest in der Theo­rie. In der Praxis funktioniert das Album so wie die vorab aus ihrer Heimatstadt Ochsen­hausen veröffentlichten Videoblogs: Trotz des Settings erfährt man nichts Entscheidendes über den Ort oder seine Bewohner, und leider auch nicht allzu viel über die beiden musikalischen Protagonisten. Vollkommen überzeugend formuliert der rappende Teil des Brüderduos im »Intro« noch seinen eigenen Anspruch – nur bleibt er daraufhin textlich immer wieder bei gröberen Allgemeinplätzen hängen. Den Drang, den Muff des Kaffs hinter sich zu lassen, betitelt man mit »Freiheit« und samplet dafür auch noch »I Have A Dream«. Schade ist das vor allem, weil die Beats auf »Kleinstadtkids« so viel hergeben: Chelo experimentiert ziemlich gelungen mit organi­schen Sounds und reichert das zeitgemäße Klangbild behutsam mit Versatzstücken aus Funk, Soul, Gospel und Rock an. Das führt zu spannenden musikalischen Momenten, etwa wenn »Irgendwann« einen »Hard Knock Life«-Gedächtnis-Beat mit leichtem Trap-Flow und Jazz-Trompete paart. So reift der Raop-Sound des Debüts mit »Kleinstadtkids« tatsächlich zu einer eigenen Vision, die paradoxerweise mit zu vielen schlichten Gedanken zu einer schwierigen Beziehung zusammenfällt. SAM degradieren ihr Konzept zur losen Klammer, in deren Mitte dann allzu gerne Beziehungs-binsen­weisheiten reproduziert werden – das neutralisiert den wirklich guten Geschmack der Instrumentals. Die Suche nach dem ­kleinsten gemeinsamen Nenner führt dazu, dass »Kleinstadtkids« noch nicht der ganz große Wurf geworden ist.

Text: Sebastian Berlich

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