Drake – Thank Me Later // Review

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Drake_Thank-Me-Later

 

(Young Money/Universal)

Wertung: Fünfeinhalb Kronen

»Bigger« wollte er es machen. Und um es vorwegzunehmen: Bigger ist es geworden, das meist erwartete Debütalbum seit Menschengedenken (lies: 50 Cents »Get Rich Or Die Tryin’« aus dem Jahr 2003). Allerdings, was heißt schon Debütalbum? Sein persönliches »Reasonable Doubt« hatte Aubrey Drake Graham bereits in dem Mixtape »So Far Gone«, einem kleinen Klassiker unter den Vorzeichen des Internets. »Thank Me Later« dagegen ist das Machwerk eines gemachten Superstars. Anders als die anderen großen Erstlinge der Rapgeschichte reflektiert es nicht den täglichen Überlebenskampf, sondern verströmt den süßen Duft des Sieges, ein zeitlos unschlagbares Gemisch aus Spektakel, Schaumwein, Schweiß und der leisen Angst vor dem nächsten Morgen. »Up All Night« heißt konsequenterweise einer der stärksten unter den 14 ­ausnahmslos grandiosen Songs: Drake will nicht aufwachen aus diesem flirrenden Traum, den er seit einem Jahr sein Leben nennen darf – und der sicherste Weg ist da eben, gar nicht erst ins Bett zu gehen. So irrlichtert der 23-jährige Kanadier rastlos durch eine gleißende Wunderwelt aus ­Tönen, Farben, ungebremsten Emotionen, und über all dem liegt der Schleier der einsetzenden, noch leicht beschwipsten Morgendämmerung, den niemand besser zu vertonen mag als seine beiden Hausproduzenten 40 und Boi-1da, mit ihren blechern scheppernden Hi-Hats und ihren seltsam schwerelosen Zaubermelodien direkt aus der Delfintrancevorhölle. »Thank Me Later« ist kein Klassiker – weil es die Idee eines Klassikers negiert. Es geht nicht um Referenzen oder Visionen, nicht um das Morgen, noch um das Gestern. Es geht einzig und allein um das Hier und Jetzt. Das ganze Album ist Musik für den Moment, entstanden aus dem Moment heraus. Denn »Thank Me Later« heißt eben auch, jetzt zu leben, jetzt zu ­lieben. Und nichts macht derzeit mehr Spaß, als ­genau das zu tun. Augen zu und rein.

Text: Davide Bortot

 

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