(Wolfpack/Soulfood)
Als Nazar auf dem Schirm der hiesigen Szene auftauchte, war schnell eine Schublade gefunden: Als »Österreichs Bushido« wurde der Rapper aus Wien anfangs gerne mal verhandelt. Dabei wurde jedoch schnell klar, dass sich die Parallelen eigentlich nur auf den Grad der Popularität, die öffentliche Kontroverse und – so traurig diese Pauschalisierung auch sein mag – die schwarzen Haare und den Migrationshintergrund beschränkten. Gut, im weitesten Sinne ist das, was Nazar macht, auch »Straßenrap«, bedient ein entsprechendes Publikum und sorgt auch für die entsprechend empörten bis xenophoben Reaktionen der üblichen Arschgesichter. Aber spätestens seit seinem zweiten Album sollte klar sein, dass diese Schublade für Nazar viel zu klein ist: Allein, was der Wiener an Technik und Flows auffährt, lässt einen großen Teil der Genrekonkurrenz alt aussehen, dazu kommt ein bemerkenswertes Gespür für die visuelle Verpackung seiner Musik – kurz: Die ihm angedichteten Klischees erfüllt Nazar schon bei oberflächlicher Betrachtung nicht, in seinem Schaffen steckt weit mehr Substanz als so mancher glauben mag. Wenn der erfolgreichste Rapper Österreichs mit »Fakker Lifestyle« nun sein mittlerweile viertes Soloalbum raushaut, dann weiß der geneigte Fan also, dass hier ein gehöriger Aufschlag passieren wird – und genau der folgt dann auch: Über brachiale Synthies ballert Nazar Silbenmassaker, Vergleiche, Punchlines und Ansagen noch und nöcher, und ehe man es sich versieht, ist man schon mittendrin im »Fakker Lifestyle«. So weit, so gut, doch dass so etwas nicht unbedingt reicht, um ein Album sicher ins Ziel zu bringen, das weiß auch Nazar und so folgt auf das Rap-Rap-Gewitter mit »Ego« der erste bemerkenswerte Thementrack: Nazar setzt sich hier mit seinem Ego auseinander, und das steht ihm einerseits gern mal im Weg, ist andererseits aber auch für seinen Erfolg verantwortlich – interessantes Konzept, interessant umgesetzt. Auch »An manchen Tagen« schlägt nachdenkliche Töne an, es geht nachvollziehbar und unpeinlich um Zwischenmenschliches – eine Facette, die Nazar ebenfalls sehr gut beherrscht. Insgesamt leidet »Fakker Lifestyle« zwar ein bisschen unter der ein der stellenweise sehr kalt klingenden Synthetik, dennoch ist es ein erneut sehr gutes Nazar-Album geworden – wie das auch zu erwarten war.
Alexander Vlad