Kontra K – Aus dem Schatten ins Licht // Review

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kontrak_cover(Four Music/Sony Music)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Nach seiner musikalischen Anfangszeit als Hälfte des Rap-Duos Vollkontakt hat Kontra K vor fünf Jahren erstmals Solopfade betreten und war als »Dober­mann« ins Game gesteppt – laut, bissig und aggressiv. Im letzten Jahr folgte dann der erste Schritt zur Verwandlung: Der einstige Dobermann wurde zum Wolf – und fletschte dabei weit weniger die Zähne, als man es von einem rappenden Raubtier erwarten würde. Vielmehr präsentierte der Berliner sich gewachsen und mit feststehendem moralischen Wertesystem. Kontras viertes Soloalbum »Aus dem Schatten ins Licht«, sein erstes auf einem Majorlabel, ist nun die logische musikalische Weiterführung der »Wölfe«-EP aus dem letzten Jahr, und somit alles andere als Kontras »Kompass Ohne Norden«. Daran werden sich die Geister scheiden. Denn Kontra war es bei dieser Platte wichtig, in Zusammenarbeit mit seinen Produzenten Dirty Dasmo und Matthias Mania »Musik zu machen«. Fast möchte man es den neuen Four-Music-Trademark-Sound nennen, denn nach Casper und Chakuza kommt nun auch Kontra K mit »erhabenen Gitarrenflächen« (wie es so schön im Pressetext heißt), einem satt durchproduzierten Wohlfühlsound inklusive epischen Chorälen und großem Augenmerk auf möglichst eingängige Hooks daher. Bestes Beispiel dafür ist »Atme den Regen«: Ein treibend halliger Schlagzeug-(nicht Drum-Machine-)Beat, flirrende Gitarren und ein Chor, dazu eine textliche Zuspitzung auf interpretations­fähige Schlagworte und eine dramatisch dargebotene Hook zum Niederknien – ein Radiohit par excellence. Aber eben auch Pathospop allererster Kajüte. »Der Himmel in grau/Wäscht den Dreck von meiner Haut« singt Kontra K, und tatsächlich: Dreck und Kanten wurde aus dem jetzigen Soundbild des Berliners weitgehend fortge­ waschen. Klar, es wird auch mal eine Spur härter, wie in »Spring!«, das auf einen wabernden Synth-Bass, fiepende E-Gitarren und »rotzige Riffs« zurückgreift. Und insbesondere »Bleib Ruhig« ist ein düsteres Rap-Brett vor dem Her­ren. Für den einen oder anderen alten Fan mag das trotzdem zu wenig sein. Doch auch, wenn Kon­tra K mit diesem Album eher an seiner Rock-am-Ring- als an seiner splash!-Kompatibilität arbeitet, ist »Aus dem Schatten ins Licht« eine konsequente Platte geworden.

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