Review: Blut & Kasse – Macher oder Träumer

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BlutKasse

 

(Blut & Kasse/Soulfood)

 

Es gibt Alben, da genügt ein Blick auf die Tracklist, damit das Herz höher schlägt. »Macher oder Träumer« gehört zu dieser Sorte Langspieler. Denn auf dem Debüt von Blut & Kasse versammeln sich u.a. Liquit Walker, Mo Trip und RAF Camora. Allesamt MCs, die ein Anliegen haben, genauso wie BK selbst. Vom ersten Track an merkt man, dass der Würzburger eine Mission hat. Musikalisch untermauert wird diese von Dirty Dasmo, Freshmaker und KD-Supier. So ist »MoT« für ein Debüt erstaunlich selbstreflektiert, verantwortungsbewusst und ehrlich. Optimistischer Realismus, der sich zwischen guten Vorsätzen und lauernden Versuchungen behaupten muss. Anders ausgedrückt: »Schampus im Club oder in der Hood kredibil/Suche den Mittelweg«. Der Song »Drecksjob« mit Liquit Walker klingt mit seinem Piano-Sample wie eine schillernde Sektwerbung für die tristen Straßen, veredelter Kämpferlifestyle wird da propagiert. BK ist gierig, er weiß um den Rap als loyalen Lebensbegleiter und prügelt unablässig auf die Wirklichkeit ein, um ihr ein paar Münzen zu entreißen. Dabei gibt er auch zu, dass er oft nichts versteht, sich manchmal falsch verhält, aber trotzdem durchblicken will: »Echte Männer verkacken früh, aber bessern sich«. So ist der Albumtitel Programm, denn es geht hier wirklich darum, in die Gänge zu kommen. Entschuldigungen zählen nicht. Lamentieren funktioniert ebenso wenig. Man muss es selbst schaffen, meint BK. Und es geht darum, sich die Zukunft so angenehm wie möglich zu gestalten. Egal, welchen Hindernissen man sich gegenüber sieht. »SRGAG« beweist dann ergreifend und endgültig, dass es in Deutschland Ghettos gibt: »Die einen kommen und gehen, all die anderen bleiben/alt werden will hier keiner, doch wenige können’s vermeiden/eines Tages kauf ich Mama ein Haus/Steht in Graffiti: schwarz, rot, gold auf grau«. Und Mo Trips Part auf »Nie besser« ist wie immer unantastbar. Atmosphärisch, düster und hart ist »Macher oder Träumer«, dabei aber nie ohne Hoffnung. Die Songs sind angelegt als Straßenhymnen, in denen Herzblut und Träume stecken. BK zeigt uns eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man wirklich Passion in die Verse steckt.

Text: Frank Tur

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