Rapsody – Laila’s Wisdom // Review

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Rapsody, Laila's Wisdom, Rapsody
(Jamla Records / Universal)

Wertung: Fünf Kronen

Cardi B mag die erste Nummer-eins-Single einer Rapperin seit Lauryn Hill abgeliefert haben, wenn aber eine Dame das Zeug hat, in Ms. Hills Conscious-Fußstapfen zu treten, ist es Rapsody. Die bislang größte Aufmerksamkeit generierte sie mit dem einzigen Gast-Part auf Kendricks »To Pimp A Butterfly«, ihr erster Output unter Roc-Nation-Banner ist nun ihrer liebenden Großmutter gewidmet. Rapsody schenkt uns Liebe – nicht umsonst sind auf dem Cover Blumen zu sehen. Die Silben fließen lässig über den Takt, die Flows und Reimschemata variieren ständig, aber kaum merklich. Keine Frage, hier ist ein organisches Rap-Talent am Werk. In wunderbarem Gegensatz dazu stehen Hooks, die nie erwartbare Soul-Kaskaden sind, sondern hingerotzte Halbsätze. »Went searching for myself and I ain’t find shit«, proklamiert sie auf »Ridin’«. Den Mammut-Track »Nobody« bestimmt eine dramaturgisch angeordnete Vielzahl an Beat- und Stimmungsvariationen, im Gegensatz dazu ist »U Used 2 Love me« nur ein Vocoder-Intro und ein straighter Rap-Part. Für diese Vielseitigkeit zeichnen 9th Wonder und Khrysis verantwortlich, die smoothe Funk- und Soul-Produktionen spenden, und die legendären ATL-Produzenten Organized Noize, die »You Should Know« mit spanischen Gitarren und einem Goodie-­Mob-Sample zu einem Highlight machen. Herrschte auf Rapsodys bisherigem Output noch häufig die Figur des devoten Tomboy vor, bildet »Laila’s Wisdom« eine vielschichtige weibliche Identität ab: Auf »Black & Ugly« wird ihre Hautfarbe in Kombination mit Faktoren wie Prominenz und Übergewicht verhandelt, einen Track weiter ist sie wieder die selbstbewusste und wunderschöne Frau, die es aus dem Milieu geschafft hat, dann die mit alltäglichen Beziehungsproblemen. Auf dem kraftvollen Schlusspunkt »Jesus Coming« rappt sie aus der Position eines sterbenden Kindes, das ins Kreuzfeuer von Straßengangs geraten ist, während Otis Johnsons »Time To Go« gespenstisch und quälend wieder und wieder im Hintergrund tönt. »Laila’s Wisdom« ist Rapsodys erhoffte Evolution und ein berührendes Panorama großer und kleiner Kämpfe im Leben einer schwarzen Frau.

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