R.I.P. Big Sal

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Wegbereiter und Businessmann, MC und Sozialarbeiter, Labelchef und HipHop-Fanatiker – Markus Oergel, besser bekannt als Biggs oder Big Sal, war vieles. An allererster Stelle stand für jene, die ihn kannten, jedoch der Mensch Markus. Ein warmherziger, offener, leidenschaftlicher und engagierter Charakter, der sein Herz stets auf der Zunge trug und den Jugendlichen in seinem heimatlichen Bezirk Wedding ein positives Vorbild bieten wollte.

Bereits in den neunziger Jahren arbeitete der in New York geborene Rapper an vorderster Berliner Untergrundfront, baute die Kinzmen Clikk (KMC) mit auf und landete mit seinem Rap-Trio Harleckinz einen Majordeal bei Warner Music, wo 2000 schließlich ihr Album-Manifest und Meilenstein »Now We’re Talkin’« erschien. Nach dem KMC-Album »Kinzdom Come«, das 2002 noch bei Urban/Universal veröffentlicht wurde, konzentrierte Big Sal sich vor allem auf eigene Projekte – allen voran das berüchtigte Weddinger Untergrundlabel Shok Muzik mit den Künstlern D-Irie, Crackaveli und Young A. Mit brachialen Disses gegen den Intimfeind Aggro Berlin und großspurigen Übernahme-Ansagen spielten sie in den Straßenrapjahren eine nicht zu unterschätzende Rolle, konnten einen Vertriebsdeal mit Warner ergattern, doch nach dem relativen Misserfolg von D-Iries 2007 erschienenem Soloalbum »Live dabei« wurde es bald still um die Weddinger.

Zwischenzeitlich kümmerte sich Big Sal als Manager um die Geschicke das Female-MC-Trios Jeneez und um die Solokarriere von Crackaveli, dessen Soloalbum »Jugo Betrugo« im letzten Jahr über das neu gegründete Imprint Harleckinz Entertainment erschien. Vor allem jedoch kam in Big Sals Leben die Jugendarbeit nicht zu kurz: Er organisierte Workshops, war direkte Anlaufstelle für die Kids aus seiner Gegend und lebte ihnen den HipHop-Gedanken aktiv vor. Wer Biggs jemals kennen lernen durfte, der weiß, dass sein Herz für HipHop und die Hood gleichermaßen schlug – ein echter Rap-Soldat, der für die Kultur eintrat und Jugendlichen in sozial schwachen Umfeldern ein positives Vorbild liefern wollte. Gleichzeitig hat er mit Harleckinz-Songs wie »Berlin Love« oder »What Time Is It« einige HipHop-Klassiker für die Ewigkeit geliefert.

Gestern verstarb die Berliner HipHop-Legende nach kurzer schwerer Krankheit. Unser Mitgefühl geht an seine Familie, seine engen Freunde und alle, die in diesen Stunden um seinen Tod trauern. Die Redaktion der JUICE beklagt mit ihnen den Verlust eines wichtigen Repräsentanten deutscher HipHop-Kultur und eines großartigen Menschen. Ruhe in Frieden, Biggs.

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