»The street that you walking on, we control it« hieß es auf dem Intro-Track von »Control The Streets Vol. 1«, der im Dezember 2017 erschien. Ein klares Statement der vier Protagonisten des Albums Quavo, Offset, Takeoff und Lil Yachty, die ihre Label-Kollegen und die Atlanta-based Rap-Community um sich versammelten. Ihr Label Quality Control holte ein letztes Mal aus und setzte einen ausdrucksstarken Punkt hinter die vergangenen 12 Monate. Was in diesen Monaten geschah, weiß jeder: Mit »Culture« brachten die Migos Anfang 2017 einen Stein ins Rollen, der in seinen kulturprägenden Zügen nur schwer in Worte zu fassen ist. Daneben schaffte es Lil Yachty mit »Teenage Emotions«, die ihm 2016 durch die Single »One Night« (49-fach Platin) entgegengebrachte Aufmerksamkeit in ein Album zu kanalisieren.
2017 and the mission to change the »Culture«
Wie der explosionsartige Erfolg des Antlanta-Labels in dieser Zeit erfolgte, ist schwer rekonstruierbar. Quality Control Label-Gründer Coach-K, ehemaliger Rap-Mentor und Manager des Atlanta-Traphouse-Königs Gucci Mane, und Hustler Pierre »Pee« Thomas erklärten den Aufstieg, indem sie die internen Maxime ihres Labels und die eigenen Arbeitsweisen unterstrichen. Pee beschrieb die Zeit vor dem großen Aufstieg von Quality Control in der New York Times folgendermaßen: »There’s some artists we could’ve signed if we were trying to get some right-now money, but we’re trying to build something for the long run«. Letztendlich habe man es also aus eigener Kraft heraus geschafft, indem man auf die Leute baute, die man 2013 unter Vertrag nahm.
»We were trying to build something for the long run«
Tatsächlich lässt sich eine gewisse Gradlinigkeit in der Labelführung nicht verneinen. Mit QC wurde eine Marke geschaffen, die seit ihrer Gründung 2013 mit ihren Signings das Credo »local first« vertritt, in der Attitude »street focused« agiert und sich statt mit Revier-Kämpfen gegenüber anderen Labels auf die eigene Produktivität und Hauptaufgabe »the music making« fokussiert. »If I’m being honest and it might sound ignorant… I don’t own a computer. I’m really out here in it«, sagt Pee dazu. Der erste Quality-Control-Sampler wurde von Pitchfork zurecht als »compilation of a label with a clear vision« betitelt.
Doch die Darstellung der Labelchefs wird dem Phänomen Quality Control nicht gerecht und verstellt den Blick auf die nicht zu übersehenden externen Faktoren für den Aufstieg der hauseigenen Zugpferde Lil Yachty und Migos. Während Lil Yachty 2016 vor allem durch Comedy-Content die gängigen viralen Mechanismen des Internet zu nutzen wusste, profitierten die Migos durch ein Shoutout Donald Glovers aka Childish Gambino bei den Golden Globes, der die drei als Beatles der Jetzt-Zeit zelebrierte. Wie auch immer man die Geschichte von Quality Control beleuchtet, das Jahr 2017 war ein Jahr voller Hits und Siege. »Control the Streets Vol.1« war Ausdruck dieses Vibes.
Die neuen Beatles aus Atlanta
Nun ist der zweite Teil erschienen. Die fünf bislang veröffentlichten Videosingles zeigen eine Weiterführung der Freude einer ATL-Representer-Attitüde, die bereits die 30 Tracks des ersten Teils schufen. Diese waren in keinster Weise die erwartete alleinige Spielweise des Migos-Trios, sondern zu großen Teilen auch Einflussgebiet des groß aufspielenden Lil Yachty. Dass »Control The Streets Vol. 2« wie sein Vorgänger vom Soundbild eher der Leichtigkeit eines Mixtapes als dem eines konzeptionellen Album gleichen wird, bringt eine sich wiederholend hohe Anzahl an Features mit, die auch den zweiten Teil in ambivalente Soundkulissen stürzt. So vereinte der erste Teil des Label-Samplers auf seinen Tracks neben den hauseigenen Akteuren (Migos, Lil yachty, Lil baby, Marlo, Kollision, City Girls) unter anderen Cardi B, MoneyBagg Yo, Kodak Black, Travis Scott, Nicki Minaj, Ty Dolla $ign und Young Thug. Wer dieses Mal die Ehre bekommt, die Straßen von Atlanta mit zu kontrollieren – hört selbst. Denn es heißt wieder einmal: »The street that you walking on, we control it.«
US-RAp ist nizzze.!