Immer mehr Rapper, die sich durch Formate wie dem VBT einen Namen gemacht haben, wagen den Schritt vom Battle-MC zum Album-Künstler. Einer davon ist Punch Arogunz, dessen erstes Album »Carnivora« (dt. Fleischfresser, Raubtier) über Baba Saads neuformiertes Halunkenbande-Label erscheint. Für den Norddeutschen ein neues Kapitel seiner Karriere.
»Am ersten Album werden alle weiteren Veröffentlichungen von mir gemessen werden,« erklärt Punch, seinen Fans auch als Punchinello bekannt, die Wichtigkeit seines Erstlings. Dabei rappt und produziert der junge Mann mit den seltsamen Augen bereits seit 2006 eigene Tracks. So erschienen bereits einige EPs und Mixtapes, auf denen er seinen speziellen Humor etwa in Form von ironischen Liebesliedern an Naya Isso auslebte. Ein richtiges Album bleibt jedoch Neuland. »Ich hab mir immer gesagt: Wenn ich mal ein Album mache, dann muss ich auch ein Label haben, dann will ich professionelle Videos und ein richtiges Studio«, erklärt er die bis zum jetzigen Zeitpunkt bewusste Entscheidung gegen den Langspieler.
Im August 2013 unterschreibt Punch bei Saads Halunkenbande. Überraschend? Eher weniger, bedenkt man, dass mit EstA einer der wenigen VBT-Kollegen mit gutem Verhältnis zu Punch bereits dort gesignt war. »EstA hat sich mich als Signing gewünscht«, erklärt er, ausschlaggebend wär das letztlich nicht gewesen. »Saad hatte mich schon vorher auf dem Schirm.« Das gilt auch umgekehrt – als junger Teenager ist Punch zwar glühender Aggro Berlin-Fan, hört aber auch Bushido und Saad. Der Deal jedenfalls war rasch in trockenen Tüchern. »Zwei Tage, nachdem klar war, dass ich unterschreibe, war Saad bei mir in Jever, wo ich damals gewohnt habe. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden.«
Auf dem Labelsampler »Beuteschema« ist Punch bereits vertreten, direkt danach beginnt er mit den Arbeiten an seinem Debütalbum. Mit seiner Battle-Phase hat er laut eigener Aussage komplett abgeschlossen. »Ich habe das schon sehr gerne gemacht, aber irgendwann muss es auch mal gut sein. Ich wollte nie nur als reiner Battle-MC gesehen werden. Ich habe durchgehend nebenher meine eigenen Songs gemacht, die wirklich gar nichts mit Battle zu tun hatten. Das Hauptziel war, Leute auf mich und meine Musik aufmerksam zu machen«, gibt er offen zu. Das Wolverine-Image, das ihn während der Videobattles aufgrund seines kantig rasierten Barts umgab, ist damit ebenfalls Geschichte, zumal er gesteht, noch keinen der Filme gesehen zu haben. Auch Feindschaften, die sich im Verlauf des Turniers ergaben, wie etwa zu Weekend, will er nicht weiter pflegen. »Ich wünsche ihm alles Gute für seine Karriere. Gut, an Silvester meinte er schon wieder, irgendwas lustiges über mich posten zu müssen. Mein Album kommt gerade raus, also von mir aus«, grinst Punch.
Seit etwa einem Jahr könne er von der Musik leben, erklärt er. Vorher jobbte er als Kellner, auch schon neben der Schule. »Man könnte auch sagen, ich ging neben dem Kellnern ein bisschen zur Schule«, lacht er. Irgendwann ein eigenes Restaurant zu besitzen sei durchaus ein Traum – für später, versteht sich. In nächster Zeit stehen erst mal Punchlines auf der Speisekarte.
Text: Oliver Marquart
Foto: Presse
Dieser Artikel ist erschienen in JUICE #157 (hier versandkostenfrei nachbestellen).