Die Ermüdungserscheinungen sind dem vierten Album des Magdeburger Rappers in gerade mal fünf Jahren nicht abzusprechen. Schon der Vorgänger »Die Ernte« verirrte sich zeitweise im grünen Nebel, der die repetitiven Erzählungen von wahlweise Sativa-Anbau, -Konsum und -Verkauf umhüllte. Auch auf der zweiten Platte, die über das AON-Sub-Label Kopfticker erscheint, hält der selbstbetitelte »tätowierte Fleischkloß« mit einer Konsequenz an der Monothematik fest, die den Hörer zur Verzweiflung treiben kann. Wäre der Wahlberliner nicht so routiniert in seinem Vortrag und so geschmackssicher im Boombap-Beat-Picking, könnte man »Kush Hunter« getrost in der Couchritze verlieren, wo es mit Knospenkrümeln auf die nächste Razzia warten würde. Doch neben der wuchtigen Vorabsingle »Erste Blüte« gibt es immerhin noch ein paar weitere Songs, wie beispielsweise »Schnellficker Hose«, die mit verspielten Refrains nach oben ausbrechen, die Hände aus der Graswolke rausstrecken und beachtet werden wollen. Auch der Gastvortrag von Drogenexperte Herzog weiß mit seiner ökonomischen Präsentation eine clevere Nuance zum Grasblütenkosmos von Plusi hinzuzufügen. Leider gibt es für jeden dieser Songs zwei andere, die den schwierigen Weg aus dem Kurz- ins Langzeitgedächtnis mit ihrer Lethargie nicht mal antreten wollen. Zum Chillen und Buffen mögen die Boombap-Beats und die markante Stimme des Plusmachers schon noch reichen, aber wenn in »Maria« das x-te Mal das Ott vermenschlicht wird, dann weiß das schlichtweg nichtmehr zu fesseln. Fans werden sich mit dem Konzept sicher auch eine weitere Platte lang anfreunden können und vehement die konstant bleibende Qualität der Releases lobpreisen. Doch mit Abstand legt »Kush Hunter« nahe, dass sich der Plusmacher in seiner Komfortzone etwas zu sicher fühlt. Das kann gefährlich sein – ob beim Ticken oder in der Musik.
Text: Arne Lehrke