Phantom Black – Leo Mosley // Review

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PhantomBlackLeoMosley

 

(PIAS)

Wertung: Drei Kronen

Phantom Black ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt in HipHop-Deutschland, andererseits auch noch lange kein gut gefülltes Buch. Der ehemalige US-Soldat, der 2002 über Eimsbush die »Finally Connected«-EP releaset hat und einst mit Samy Deluxe,Nico Suave und Mr. Schnabel auf Tour durch Deutschland ging, hat sich in den letzten Jahren nämlich eher rar gemacht. Ein Feature hier, ein Feature da, mehr hat man von ihm nicht wahrgenommen. Bis Ende letzten Jahres, als Phantom Black zusammen mit MC Sadri das äußerst korrekte »BBS Mixtape« droppte. Wenn also jetzt sein Debütalbum erscheint, dann hätte er es auch »Finally Released« nennen können. Stattdessen heißt es »Leo Mosley«. Ein klassicher Real-Name-No-Gimmicks-Titel, der ganz gut zum Sound der 15 Anspielpunkte passt. Denn was Dynamite, PhreQuincy, Baby Dooks und Konsorten von den Festplatten gekratzt haben, ist straighter HipHop ohne Schnörkel, und zwar großteils aus goldeneren Tagen, die ja bekanntermaßen und auf erfreuliche Weise ein ordentliches Revival erfahren. Exemplarisch dafür könnte der Opener »Sumtin Groovey« zu einem ordentlichen Backyard-BBQ und »Home« zum After-Match-Chillout auf dem aufgeheizten B-Ball-Court deiner Wahl laufen. Insgesamt scheint die Sonne ohnehin aus den Boxen zu fließen, wenn Leo mit seiner angenehmen Stimme und seinem geschmeidigen Flow über Struggle und Durchhalten referiert. Nur singen sollte der Mann lieber nicht, wie der mehr als grenzwertige Refrain von »Hold On Me« zeigt – #fail. Insgesamt ist zudem zu bemerken, dass Phantom Black auf positivem Throwback-Sound und Straßenstaubmucke nach NY-Tradition deutlich besser funktioniert als auf bemühten Club-Tracks, die am Ende ohnehin kein deutscher DJ auflegen wird. Das alte kommerzielle Problem mit englischsprachiger Musik eines in Deutschland lebenden, amerikanischstämmigen Rappers wird Phantom Black leider auch nicht lösen. Und so ist »Leo Mosley« vielleicht kein Hitfeuerwerk mit Ausblick auf die oberen Chartränge, aber für den geneigten Rap-Head traditionalistischer Auslage, der jetzt bereits die Vorfreude auf den Großstadtsommer im Herzen trägt, finden sich hier durchaus einige Höhepunkte. Kann man machen.

 

Text: Matthias Schädl

 

 

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