Olli Banjo – Großstadtdschungel // Review

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(Bassukah / Delta Music)

Wertung: Vier Kronen

Sätze, mit denen 2017 niemand mehr rechnet: Olli Banjos neues Album ist gut. Doch Pferde haben auch schon Rapper kotzen sehen – oder so. Nicht, dass man Banjos Rapskills jemals wirklich hätte anzweifeln müssen, aber mit seinem Rock-Ausflug als Wunderkynd hatte er sich nicht nur selbst ins Abseits gestellt, sondern sich aus dem kollektiven HipHop-Gedächtnis verabschiedet. Jetzt hat der Kölner aber wieder Bock auf Spitten, setzt sich in die Mitte der Rap-Selbsthilfegruppe und ergreift das Wort. Dass der Alliterationenverfechter einer der besten Storyteller des Landes ist, stellt er nun seit fast 15 Jahren regelmäßig unter Beweis – und seine Flow-Wechsel, Stilpausen und Präsentation sind on point wie der Strich vom Ausrufezeichen. Aber auch inhaltlich hat »Großstadtdschungel« etwas zu bieten, denn neben der aufgeplusterten Selbstbeweihräucherung bezieht der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen gesellschaftpolitisch ­Stellung – und das nicht nur einmal. Titel wie »Skinhead«,»Rosa Panzer«, »Wir sind das Volk« oder »Ballermann 5« versuchen allgemeine, aber besonders rechte Missstände und Klischees zu entlarven und: schaffen es, nicht daran zu scheitern. Features wie die von Vega, PA Sports und KC Rebell tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Als weiterer Glücksgriff entpuppt sich die Entscheidung Banjos, viele Teile des Albums selbst zu produzieren. Die Beats, von denen einige die 90-BPM-Marke knacken, bieten einen gelungenen Unterbau für die langen, auf Vokale aufgebauten Reimketten, die zeitgenössischem Trap beim Vorbeirau­schen nicht mal zunicken, sondern auf den nächsten eingängigen Refrain zu­steuern. Banjo ist mit der Platte nicht nur zurück wie die Neunziger, sondern hat sein ewiges Talent auch dazu genutzt, um Haltung zu beweisen. Hat hier jemand gesagt, dass das neue Olli-Banjo-Album gut ist? Falls ja, dann hat er recht. Und damit war nach Wunderkynd nun wirklich nicht zu rechnen.

Text: Arne Lehrke

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