OG Keemo & Funkvater Frank: »Ein Typ ist vor kurzem mit dem Flieger gekommen, nur um mit uns zu quatschen.« // HipHope

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Im Gegensatz zur Nachbarstadt Heidelberg – für viele die Geburtsstätte der HipHop-Kultur in Deutschland – hat Mannheim bisher nur wenige überregional bekannte Rapper hervorgebracht. Das möchten OG Keemo und Funkvater Frank nun allerdings ändern.

Die beiden sind schon lange partners in crime. Als Teenager war der Rapper Sprachtot ihr Lokalheld. Ihre Gang ist der ZONKEYMOBB, ein Mannheimer Künstlerkollektiv. Seit fünf Jahren machen sie nun kontinuierlich Musik. Begonnen hat es damit, dass sich Franky von seinem ersten Lehrgehalt eine MPC gekauft hat und die beiden damit im Keller verschwunden sind. Franky hat Beats gebaut, Keemo hat seine Zeilen dazu gerappt. »Da sind Punchlines durch die Gegend geflogen, dass ich mir nur gedacht habe: ‚Oh shit, Langer!’«, erinnert sich Franky. So haben die beiden einige Zeit verbracht, bis es vor zwei Jahren ein Freund endgültig leid war, dass nichts davon nach außen dringt. »Der hat sein Sparbuch aufgelöst und gesagt: ‚Jungs, ich kauf euch ein Mikrofon, damit ihr richtig Musik machen könnt.’«

Bisher sind nur wenige Tracks im ­Internet gelandet. Das überschaubare Material beschränkt sich aber auf einen Katalog von beachtlicher Qualität. Musikalisch ist der Sound auf der Höhe der Zeit, ohne sich dem landläufigen Geschmack anzubiedern. Frankys Passion galt bisher dem klassischen Boombap, bis Cycris Visyn ihm gezeigt hat, wie man seine Drums auch anders setzen kann. Unter den Lo-Fi-Trap-Beats der letzten Tracks schwingen noch die Jazz- und Funk-Samples mit. Keemos Rap passt darauf fugenlos. Seine Technik ist weit entwickelt und durch die vielfältigsten Einflüsse geformt. Seine Stimme ist sonor, der Flow wendig und präzise. Seine Wortspiele und Vergleiche haben Witz und Charme, Zeilen wie »High wie ein Hurensohn/Augen sind Blumio« bleiben im Gedächtnis. Was seinen Style aber absetzt, sind die prägnanten Sprachbilder. Im assoziativen Wortfluss erschafft er visuelle Räume, in denen eine verdichtete Atmosphäre herrscht. Franky schwärmt: »Du hast ein Bild vor Augen. Das ist ein Gemälde, weil sich dann alles zusammenfügt, ohne dass eine Geschichte erzählt wird.«

Nach Veröffentlichung des Tracks »Rigor Mortis« haben die beiden schnell Resonanz und Anerkennung erfahren. »Gestern war der erste Auftritt, heute ist das erste Interview.« Keemo lacht: »Das ist surreal. Ein Typ ist vor kurzem mit dem Flieger aus Berlin gekommen, nur um eineinhalb Stunden mit uns zu quatschen. So weit ist bisher niemand für mich angereist.«

Noch haben die beiden eine spielerische Herangehensweise an ihre Musik. Aber was passiert, wenn sie ernst machen? Streng genommen ist es weder spruch-, noch druckreif, doch es heißt, dass bereits eines der ­renommiertesten Independent-Labels angeklopft hat und man auf Tuchfühlung geht. Mit einem Augenzwinkern stellt Keemo aber klar: »Mein eigentliches Ziel ist ein Sponsoring von Capri Sonne oder Ralph Lauren.« So oder so fahren OG Keemo und Funkvater Frank ihren Film weiter. Der ZONKEYMOBB ist die Basis, und der Plan lautet: »Mucke machen, Eindruck hinterlassen und Mannheim auf die Karte setzen.«

Text: Ulrich Baumann
Foto: Fungieren/Ye Fung Tchen

Dieses Feature erschien erstmals in der Rubrik »HipHope« in JUICE #181. Jetzt am Kiosk oder hier versandkostenfrei bestellen:

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