Oddisee – The Good Fight // Review

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oddisee_cover(Mello Music Group)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Bis in die späten 2000er hinein erlitt jedes Mal, wenn Dieter Bohlen das Wort »groovy« in den Mund nahm, um entweder seine eigenen Songs oder die Darbietungen talentfreier Kartoffeln zu loben, ein begnadeter Musiker einen äußerst schmerzhaften Tod. Wirklich, könnt ihr alles im Internet nachlesen. Irgendein Pakt mit dem Teufel, Gott oder wem auch immer ist es aber zu verdanken, dass der selbsternannte Pop-Titan das G-Wort fallengelassen hat. Stattdessen wird nun immer neuer Output von Oddisee veröffentlicht, um der Welt zu offenbaren, was »Groove« wirklich bedeutet. Zu befürchten bleibt nur, dass der geneigte RTL-Zuschauer davon nie mitbekommen wird. Viel zu schade! Denn wenn er nicht grade für seine Instrumental-Alben in anderen Sphären rumschwebt, haut der Produzent-Schrägstrich-Rapper aus Washington einen vor Soul triefenden Kracher nach dem anderen raus. Nun erscheint über Mello Music Group (Heimat von Apollo Brown, Quelle Chris und Georgia Anne Muldrow) sein gefühlt zwanzigstes Album – und erneut lassen sich weder Ermüdungs- noch Abnutzungserscheinungen feststellen. Im Gegenteil: »The Good Fight« kommt hier und da noch ein wenig verspielter als seine Vorgänger, ab und an sogar fast poppig daher. Gesangliche Unterstützung gab es zwar auch schon vorher, aber dieses Mal darf es, wie auf den bereits bekannten Singles »That’s Love« und »Counter-Clockwise«, noch ein bisschen mehr Uptempo sein. Auf der anderen Seite wird es an einigen Stellen (unter anderem auf »Contradiction’s Maze« feat. Maimouna Youseff) deutlich ruhiger bzw. langsamer. Und zwischendrin macht Oddisee, was Oddisee eben so macht: Seine eigenen Beats nach allen Regeln der Kunst zerlegen. Was er da zum Beispiel zusammen mit dem Londoner Kollegen Tranqill auf dem Monsterbeat von »Worse Before Better« abzieht: traumhaft. Egal wie viel Schläge pro Minute das Laufband vorgibt, Oddisee spaziert mehr als gekonnt drüber. Auch wenn man dafür in der Dieter-Bohlen-Zitate-Hölle landet: Das Ding groovt. Durchweg.

Text: Patrick Lublow

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