Für die JUICE-Ausgabe #152 waren unsere Redakteure in New York und gleich zwei Mal in London, während der Produktionszeit erreichten uns Geschichten von Autoren aus Buenos Aires, Paris und Los Angeles. Jetzt, wo es der Musikindustrie langsam besser zu gehen scheint, lässt man sogar mal wieder den einen oder anderen Langstreckenflug springen. Das Reisen ist eine der Annehmlichkeiten unseres Berufes. Eine andere: über interessante Geschichten schreiben. Und auch dahingehend können wir uns derzeit nicht beklagen. Deswegen haben wir uns bei JUICE #152 für ein Split-Cover mit Macklemore & Ryan Lewis sowie Mac Miller entschieden. Zwei US-Acts, die sich nicht nur äußerlich ähneln (Whitest Boys Alive!), sondern auch weitere Gemeinsamkeiten teilen: der immense Erfolg, die Orientierung an einem selbst gestalteten Geschäftsmodell abseits der Major-Industrie – sowohl Mac Miller als auch Macklemore sind wahre Indie-Kings. Zudem scheinen beide Rapper als Über-Kreative Schwierigkeiten zu haben, gewisse Rauschmittel in akzeptablem Maße zu konsumieren. Zudem pushen Macklemore & Ryan Lewis und Mac Miller die Grenzen des Genres, beide auf ihre ganz eigene Weise. We salute them!
Die JUICE-Ausgabe #152 (Juli/August 2013) ist ab dem 27.06. bundesweit für 5,90 EUR inklusive JUICE CD #117 im Zeitschriftenhandel erhältlich.
DIE THEMEN DER JUICE AUSGABE #152
Titel: Macklemore & Ryan Lewis – Indie Is The New Major
HipHop-Traditionalisten mögen die Nase rümpfen, wenn man Macklemore & Ryan Lewis in einer Reihe mit den großen Rapper/Produzenten-Legenden wie Eric B. & Rakim, Pete Rock & C.L. Smooth und Gang Starr nennt. Das Team aus Seattle setzt im Genre jedoch just in diesem Moment Impulse, die ihnen eine Stellung in der Historie geben, die größer nicht sein könnte. Das gilt für ihren Ansatz auf geschäftlicher Ebene und ihre Inhalte. Kein anderes HipHop-Duo hat in den letzten zehn Jahren vergleichbare Maßstäbe gesetzt. Und wenn irgendwann wirklich niemand mehr »Thrift Shop« hören kann, dann wird das auch den Zweiflern klar werden.
Titel: Mac Miller – Return Of The Mac
Ob Little Brother oder Lil Wayne, alle wollen sie doch eigentlich »Grown Men« sein. Selbst Mac Miller gibt sich nicht damit zufrieden, zum erfolgreichsten weißen Rapper seit Eminem respektive erfolgreichsten Indie-Rapper seit Kurupt aufgestiegen zu sein. Wer von Miller am Liebsten immer noch »Frick Pack Market« mag, wird erschrocken sein, wie weit er sich mit seinem zweiten Album von seinem Frühwerk entfernt hat: »Watching Movies With The Sound Off« hat Beats von Flying Lotus und Clams Casino, Features von Earl Sweatshirt und Jay Electronica. Es ist eine düstere, psychedelische Weed-Rap-Platte, wie sie eigentlich nur in Los Angeles entstehen konnte. Vor allem jedoch beweist das Album, dass man Mac Miller, der bislang über nicht viel mehr als Tiefkühlkost und Eskapismus rappte, nicht vorschnell als Teen-Rap-Sensation abtun darf. Seine echte Karriere hat soeben erst begonnen.
Raf 3.0 – Rage Against The Machine
Raphael »RAF« Ragucci hat viel zu tun. Sein letztes Album als RAF 3.0 liegt nicht einmal eineinhalb Jahre zurück, sein letztes Release unter dem Namen RAF Camora ist sogar nicht einmal 12 Monate alt. Dazwischen: Touren, Festivals und die Aufnahmen zum neuen Album, das soeben das Mastering verlassen hat und nun in der Anlage seines mit hellbraunem Leder ausgekleideten Alfa Romeos die Boxen bis an ihr Maximum auslastet. »Hoch 2« kommt. Und es kommt groß.
Lance Butters – Jeder trägt eine Maske
Er behauptet mehr Mädchen als Fußball-Casanova Antonio Cassano beehrt zu haben und wirft in seinen Songs schon mal die »vier Elemente über den Haufen«. Auf seinem Unterarm prangt ein Wu-Tang-Tattoo. Lance Butters, der neben seinem Namen auch den bittersüßen Sarkasmus der US-Serie »South Park« übernahm, nimmt diesen Rap-Film ernst. Maskenträger, VBT-Teilnehmer, Klicks im Millionenbereich und eine ausverkaufte EP – und doch unterscheidet sich die »Cool Story« des Neu-Ulmers von denen seiner Internet-Mitstreiter. Four Music und Landstreicher Booking kümmern sich mittlerweile um die ermüdenden Aspekte seines Rapper-Daseins. In Bennett On fand er einen Hof-Produzenten, der mit seinen charakteristischen, maßgeschneiderten Beats die selbstgefälligen Ansagen des Antihelden untermalt. Zum Splash!-Festival erscheint seine zweite EP, mit der er seinen Ruf als Foren- und Reim-Ligen-Rapper endgültig hinter sich lassen will.
J. Cole – Star Search
Im Gegensatz zu seinem Debüt »Cole World« ist J. Cole jetzt zu 100 Prozent zufrieden mit seinem neuen Album »Born Sinner«, das er – bis auf zwei Interludes – komplett selbst produzierte. Ganz normaler PR-Talk. Doch J. Cole meint es Ernst. Wenige Wochen vor Veröffentlichung überraschte er mit der Vorverlegung seines Albums auf den gleichen Termin wie Kanye West. Er will bei den Großen mitspielen. Er will auch ein Star sein. JUICE traf den Jay-Z-Zögling in London zum Interview.
MC Fitti – Was ist denn mit der Realness?
Ja, was ist denn eigentlich mit der gottverdammten Realness? In Bezug auf wenige hat diese Frage soviel Sinn gemacht wie auf MC Fitti. Einerseits: Vollbart, Snapback, Ray Ban, Konfettiparty, Vodka-Club Mate am Späti, eine Hand am Smartphone, #übelstironisch, 80er-Fetisch und somit Inbegriff dessen, was viele dieser Tage gerne zu ihrem ganz persönlichen Feindbild mit dem stark verwässerten Begriff des Hipsters hochjazzen. Andererseits: astreine Graffiti-Vergangenheit, BFF mit der Berliner Untergrundrapgarde von Rhymin Simon über Vokalmatador bis hin zu King Orgasmus One und ein verdammt gutes und witziges Album namens »#Geilon« am Start. Seien wir ehrlich: so richtig beigekommen ist dem Phänomen ja auch noch niemand, oder? Es muss, ja, es kann, nur mehr hinter MC Fitti stecken als der im, doch sehr sehr dünnen, Spiegel-Online-Artikel proklamierte »Mann mit den Flamingo-Mädels«, der das »Luftig-Leichte« zelebriert und zu dessen Beschreibungen »des Alltag als Abfolge von Belanglosigkeiten« die Hipster »in Pfützen aus Bier durch den Berliner Club« tanzen. Eine Spurensuche von JUICE-Autor Jan Wehn.
Quasimoto – Stunts, Blunts & HipHop
»Papa macht wieder Musik«, twitterte Marsimoto vor einigen Wochen, als das brandneue Quasimoto-Stück »Planned Attack« auf Soundcloud auftauchte. Manche wissen gar nicht mehr, dass Marterias Alter Ego ursprünglich eine Hommage an das Seitenprojekt des kalifornischen Underground-Produzenten Madlib darstellte, die im Laufe der Jahre einfach nur ein enormes Eigenleben angenommen hat. Marsi tummelte sich inzwischen in den Charts und auf den großen Festivalbühnen, doch nun gibt es endlich, nach acht Jahren Funkstille, auch neues Material von Lord Quas. Wobei »neu« eine Übertreibung ist: Das Album »Yessir Whatever« kompiliert 12 Stücke, die im Verlauf der letzten 12 Jahre seit dem Debütalbum »The Unseen« entstanden sind, manche davon unveröffentlicht, manche nur als rare B-Seiten und Bootlegs auf dem Markt.
Kings of HipHop: Geto Boys – Paranoia, Wahnsinn und Rap-A-Lot Records
Die Wurzeln des Südstaaten Gangsta Raps lassen sich auf eine Crew zurückführen: die Geto Boys. Es existiert kein Möchtegern-Thug, der nicht auch nur ein bisschen von diesen Pionieren des Hardcore-HipHop gelernt hat. Sie waren mindestens genau so hart wie die Gangsta Rap-Vorreiter N.W.A. und Ice-T, die dem Gangsta-Wahnsinn der Achtzigerjahre ihr Gesicht liehen. Sie waren sogar noch eine Spur abgedrehter.
Darüber hinaus findet ihr in dieser Ausgabe u.a. Features und Interviews mit:
Kanye West
PJ Morton
Yasha
Kool Savas
MC Rene
Rap am Mittwoch
15 Jahre RBMA
Sylabil Spill
Muso
Chefket
Dizzee Rascal
Chuck Inglish
A$AP Ferg
Trinidad James
Gunplay
Rejjie Snow
Credibil
Dyme-A-Duzin
Tracklist JUICE CD #117
01 Busy & Pimf »Hiphopfan« JUICE Exclusive
02 Credibil »Füchse« JUICE Exclusive
03 Chefket feat. Samy Deluxe »Nach vorn«
04 Muso »Die alte Ruine«
05 Ali As »Keine Coop« JUICE Exclusive
06 Said »Niemals«
07 Dillon Cooper »State Of Elevation«
08 Chuck Inglish »Drops«
09 Crack Ignaz »Elvis«
10 Marteria, Maeckes, Abramz, Sylvester, Lady Slyke, Bris Jean »Blue Uganda«
11 Quasimoto »Planned Attack«
12 Rejjie Snow »USSR«
Cover JUICE #152
Cover JUICE CD #117