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Nelly – 5.0

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Die Schnelllebigkeit des Geschäfts zeigt sich beispielhaft in der Geschichte des Cornell Haynes. 2000 noch war der Mann mit dem Pflaster und dem breiten Country-Flow der letzte Schrei, 2002 stieß er mit „Hot In Herre“ und „Dilemma“ so weit in den Mainstream vor wie kaum ein Rapper vor ihm. Just jenes duale System aus smartem Straßenpop und kaufhausgerechtem Kuschelsoul war es jedoch, das ihn ebenso schnell auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holte: Bereits 2004 interessierten sich lediglich noch Mädchen und die Mittvierziger von MTV für Nelly, wenig später war er dann komplett abgemeldet. Wenn er sich dieser Tage also mit seinem fünften Studioalbum im Geschäft der Großen zurückmeldet, dann hat das etwas von einer Kuriosität: Nina MC, Reen, Cappuccino, Aleksey, der Wolf, Nelly und Fettes Brot sind alle tot? Gemach.

Tatsächlich bemüht sich Nelly auf „5.0“ fast krampfhaft um Tuchfühlung mit all dem, was heutzutage so geht auf den Tanzflächen, Parkplätzen und Datentauschplattformen dieser Erde. Plies und Yo Gotti rappen, Dirty Money und Keri Hilson singen, Bangladesh und Jim Jonsin basteln Beats. Und direkt der erste Track zeigt, dass Nellys nach wie vor unverkennbarer Singsang durchaus anschlussfähig ist: Auf „I’m Number 1“ hausmaust er sich geübt über ein typisch monumentales Miami-Geschoss von Weezy-Intimus Infamous; „She’s So Fly“ überzeugt mit astreinem Freestyle-Flavour und einem überragenden T.I. – ein komplettes Album in diesem Style würde ich mir auch 2010 eiskalt anhören. Nur wenig später aber wird’s dann doch befürchtet verfahren. „Gone“ mit Kelly Rowland ist „Dilemma“ auf Autotune, „Don’t It Feel Good“ Baukasten-Trance der übleren Sorte. Ohne erkennbaren Grund krächzt Biggie aus dem Jenseits, auf einer Pardi gibt es Bacardi, und spätestens wenn sich Talib Kweli (!) mit Murphy Lee (!!) auf einem Schmachtfetzen von Leona-Lewis-Hitschreiber Uriel „Frenchie“ Kadouch einfindet, wird’s endgültig hanebüchen. „Just A Dream“? Leider nein, leider ist Nelly wohl doch einer von ihnen. Der Altfan in mir heult da kurz auf, der Realist aber movet entschlossen to Trash, als wäre nie etwas gewesen. War ja irgendwie auch nicht. Oh Oh.

Universal

Davide Bortot

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