Mumia Abu-Jamal

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Mumia Abu-Jamal befindet sich seit nunmehr fast dreißig Jahren in Haft. Er wird beschuldigt, einen Polizisten aus nächster Nähe erschossen zu haben. Der Journalist und politische Aktivist gilt seitdem als Schlüsselfigur im weltweiten Kampf gegen die Todesstrafe.

Dokumentarfilme, zahlreiche Bücher, prominente Unterstützer, politische Schriften, Charity-Konzerte, abhanden gekommene Beweismittel, ausser Acht gelassene entlastende Zeugenaussagen, Ausraster vor Gericht, vertagte Verhandlungen, rassistische Äußerungen des Richters, die richtigen Patronenhülsen im Besitz des Angeklagten, dann wieder die falschen Patronenhülsen. Verzwickter geht es kaum.

Die Nähe zum Black Panther-Umfeld, Freunde, die wegen Bombenlegens in Haft sitzen – all das vereinfacht die Sache nicht. Dass von den zwölf Geschworenen der Großteil aus weißen Konservativen und nur aus zwei Afroamerikanern besteht, erst recht nicht.

Vor drei Tagen wurde das Todesurteil ausgesetzt. Ein 30 Jahre anhaltender Rechtsstreit hat nun ein vermeintliches Ende gefunden. Die tatsächliche Schuld oder Unschuld sei mal dahingestellt. In Anbetracht der sinkenden Zahl der Hinrichtungen kann ein derartiges Urteil allerdings als positives Signal gewertet werden. Beide Parteien gehen jedoch in Berufung. Sowohl die Ankläger als auch der Beschuldigte kündigten an, das Urteil nicht auf sich ruhen zu lassen. Die einen pochen auf den endgültigen Freispruch, die anderen wollen den vermeintlichen Mörder sterben sehen.

Mumia Abu-Jamals Geschichte ist bei weitem nicht zu Ende. Sein Schicksal hat neben den allgemeinen Diskurs über die Todesstrafe auch zahlreiche Personen der Pop- und vor allem HipHop-Kultur zum Nachdenken angeregt. Wir haben eine kleine Sammlung von Mumia-Referenzen zusammengestellt.

Snoop Dogg feat. Massive Attack – Calling Mumia

Der Doggvadder mit selten gehörter politischer Intensität in überraschender Kollaboration mit den britischen TripHoppern von Massive Attack. Der Song entstand für die Dokumentation »In Prison My Whole Life«, die unter Beteiligung von Noam Chomsky, Alice Walker, Mos Def und Angela Davis den Fall Mumia beleuchtet.

Immortal Technique feat. Akir – One (Remix)

Immortal Technique – wahrscheinlich der politischste Rapper der Jetztzeit – schnappt sich den so untergrundigen wie vertrackt rappenden Akir, samplet ironischerweise den Soft Rocker Kenny Loggins und liefert eine wütenden Hymne für die Unterdrückten und Kämpfer. Darunter auch Mumia: »I wrote this for Mumia stuck in the beast/For people who march in the streets and struggle for peace.« In Mumia hat Immortal Technique auch einen erklärten Fan gefunden. Auf dem Album »Revolutionary Vol. 2« tauchte er auch selbst auf und eröffnet die Platte aus dem Jahr 2003.

The Unbound Allstars – Mumia 911

Im Jahr 1999 fand sich ein Dream Team von politisch motivierten Rappern zusammen, vor denen die ’96er Bulls mit schlottrigen Knie gestanden hätten. Black Thought, Pharoahe Monch, Chuck D, The Last Emperor, Dead Prez, Jean Grae, Afu-Ra, Tragedy Khadafi, Rage Against the Machine-Frontmann Zack de la Rocha und Mumias eigene Tochter Goldii Loks sind nur ein Teil der Namen, die hier für den Häftling mit breiter Brust einstanden. In verschiedenen Versionen wurde der epische Track von Ground Control als Single veröffentlicht und erschien auch auf der Compilation »The Unbound Project Vol. 1«. Die kraftvollste Untermalung ist sicherlich der Tuba-Marsch von Diamond D.

Dead Prez – Together

Dead Prez haben ja bekanntlicherweise nicht nur etwas gegen Fake Records. In Together sehen sie sich in einer Linie mit dem König der Mali und drei weiteren politischen Gefangenen des Civil Rights Movement. Der damalige Bürgermeister New Yorks bekommt auch sein Fett weg. »This is for Mumia and Sundiata, Herman Bell, we got you/Mutulu Shakur, we want you free with Assata/And Giuliani yo, you can swim with the lobsters/I hope you mobsters lose your livers to the vodka.« In seiner Rolle als Minister of Culture des Prisoners of Conscience Committee führte dpz-Rapper M-1 vor einigen Jahren auch ein Interview mit Mumia.

Saigon – It’s Alright

Neben seiner eigenen – großartigen, nie erzählten – Geschichte ist Saigiddy vor allem für seine anschaulichen und unverfälschten Berichte vom Struggle bekannt. Mit Unterstützung von Marsha Ambrosius gibt der Straßenpoet auf einem alten Kanye-Beat einen Einblick in die auch heutzutage noch häufig triste Lage vieler Afroamerikaner – und verteilt am Ende zusammen mit Homie Just Blaze Shout-Outs en masse. Mumia darf da natürlich nicht fehlen.

Public Enemy – Gotta Give The Peeps What They Need

Public Enemy wollten weder die rechte noch die linke Wange hinhalten. Der bitterböse Song über Unterjochung, Ungerechtigkeit und den Kampf um die Freiheit beinhaltet zahlreiche Civil Rights-Referenzen. So geht es um das Black-Panther Mitglied Jamil Al Amin, die Perspektivlosigkeit in den Projects und eben um Mumia. MTV verlangte von der Crew, dass das Wort »Free« entfernt wird.

KRS-One feat. Channel Live – Free Mumia

Der Teacha holt sich seine Schützlinge Channel Live mit ins Boot und feuert einige gezielte Salven an die Ignoranten und Scheinheiligen unter den afroamerikanischen Wortführern ab – allen voran C. Delores Tucker, die öffentlich gegen 2Pac protestierte. Denn warum gegen Musiker ankämpfen, wenn man sich auch für den Freispruch Abu-Jamals engagieren könnte? Weise Worte.

Saul Williams – Penny For A Thought

Saul Williams. Die Blutlinie von Gil Scott-Heron und den Last Poets, Vorreiter aller politischen Rap-Künstler, zeichnet sich bei ihm wohl am deutlichsten ab. Wie so viele Lieder auf seinem Debütalbum »Amethyst Rock Star« ist »Penny For A Thought« ein Trommelfeuer der zynischen Wortspiele und subversiven Meinungen. Die folgende Aufnahme fängt leider erst in der Mitte des Songs an und beinhaltet deshalb nicht die Zeile »Exactly how much is it gonna cost to free Mumia?«

Jay-Z – Dope Man

1999 saß Mumia bereits 17 Jahre hinter Gitter. Jay-Z releaste zum Jahresende ’99 »Vol. 3…Life and Times of S. Carter« und schwankte hörbar zwischen Straßenhustler und Popstar. Er selbst sah sich in erster Linie als »Ghetto spokesman«, wie er auf »Dope Man« verkündete – einem der Jigga-Songs, auf denen er seine persönliche Biografie mit der afroamerikanischen Realität als Ganzes verstricken lässt. Der Name Mumia fällt auch hier: »Your Honor, I no longer kill my people, I raise mine/The soul of Mumia in this modern day time.«

Pharoahe Monch – Clap (One Day)

Sein herausragendes Rap-Talent wird selten angezweifelt – wie auch? So mancher hält Pharoahe Monch beizeiten jedoch für einen Hobby-Revoluzzer, der einfach immer dagegen ist. Ist natürlich Quatsch, auch wenn er im großartigen »Clap« rappt: »I’m systematically pissed, clap automatic for Mumia Abu-Jamal.« Wer Videos macht, die eigentlich Kurzfilme in »The Wire«-Qualität sind, ist unfehlbar.

Clap (One Day) Clean edit from W.A.R. Media on Vimeo.

Jurassic 5 – Freedom

Die legendäre Rap-Crew aus Cali reckt die Fäuste in die Luft für ein Stück Freiheit. DJ Nu-Mark produziert den ultra-smoothen Beat mit Julius Brockington-Sample, zu dem die Leute auf den HipHop-Partys dieser Welt seit acht Jahren grooven und Akil, Chali 2na, Mark 7even und Zaakir kommen mit den Conscious Lyrics für die, die gerne genauer hinhören. Mal wieder taucht der Name Mumia auf im Zusammenhang mit Heuchelei. Es ist leicht, »Free Mumia« zu rufen, so Chali 2na. Aber wer nur in der Mall chillt, wird auf dieser Welt nie etwas bewegen können.


Jurassic 5 – Freedom von AntiFlag607

(nn, ao, ae)

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